Ich pfeif auf den Prinzen.
Ich nehme die Pferde.
Heute Vormittag bin ich unsere Stute auf der Ovalbahn geritten und zwei unserer Jungs waren zum Spielen mit auf dem Dressurviereck. Sie hatten sichtlich Spaß, haben gespielt und allein das Zusehen war schon fantastisch.
Die Momente und Augenblicke bei den Pferden sind meist meine Achtsamsten.
Ich sehe den Pferden beim Spielen zu, ich höre, wie sie das Gras abzupfen oder das Heu zermalmen, ich spüre ihr warmes Fell, rieche ihren bezaubernden Duft.
Ich kann sie berühren und sie berühren mich und es sind Berührungen, die mir gut tun und auf die ich mich freue, keine vor denen ich mich fürchte. Wir sind einander nahe, in höchstem Respekt füreinander. Wir achten uns und wir verlassen uns aufeinander. In erster Linie vertrauen wir einander.
Ich spaziere gern mit meinem Pferd, sehe dabei dem Wind zu, wie er durchs Korn peitscht, ich tue das im Regen, aber noch viel lieber bei Sonnenschein – das sind die ruhigen Momente. Und es gibt auch die wilderen Erlebnisse wenn ich reite, bei denen wir Geschwindigkeit aufnehmen und über die Wege tölten, mal galoppieren und am verzauberndsten ist es im Rennpass über den Boden zu fliegen. Natürlich bleiben wir auch nicht verschont vor dem ein oder anderen Bocksprung oder einem urplötzlich den Weg kreuzenden Waldgeist, der die Pferde in Angst und Schrecken versetzt xD
Am beeindruckendsten ist es, wenn dein Pferd unter Dir zu tanzen beginnt und Du nur noch den Flow des Miteinanders spürst – ich denke, das ist des Reiters höchstes Glück. Und doch gehört so viel mehr dazu…
Manchmal sitze ich außen am Paddock, bin einfach bei den Pferden und lebe neben ihnen, lasse sie Pferd sein und wir Menschen unterhalten uns mit guten Freunden über Pferd, Hund und die Welt. Und dann bin ich aber wiederum auch sehr aktiv, miste die Weide ab, stecke die Grasfläche weiter, fülle Wasser auf, kehre Stall und Paddock und äpple das Stroh ab. An manchen Tagen steht mehr an, an manchen weniger. So ist das bei der Selbstversorgung.
Dann gibt es Tage, an denen der Tierarzt kommt, sei es zum Impfen oder um die Pferde abzuhören. Es kommen Koliken und schwerere Krankheiten vor, das sind die schwierigen Tage, die Tage an denen man mitleidet (oder sogar mehr leidet, als man unter Erkrankungen des eigenen Körpers Last trägt). Aber auch solche Tage gehören dazu.
Das nennt man Balance. Die Balance des Lebens. Das Entstehen und das Vergehen. Keines der Pferde am Stall wird jünger, von manchen Tieren müssen wir Abschied nehmen, aber es kommt ab und an auch Nachwuchs durch jüngere Pferde auf den Hof, die die alteingesessenen Herden neu aufmischen und auf Trab halten.
Jeder Tag ist anders. Keiner wie der Vorige. Was aber immer gleich ist: es ist immer eine erfüllte Zeit für mich. Es ist eine Zeit der Achtsamkeit, eine Zeit der inneren Ausgeglichenheit. Es ist LEBENSZEIT, gelebte Zeit!
Für mich ist es die Zeit des Tages, in der ich mir selbst nahe bin.