es fühlt sich verdammt danach an

ich schreibe, weil der Tag klasse angefangen hat und ich so stolz bin, dass ich euch einfach davon berichten muss. Ihr kriegt so viel Schwieriges von mir mit, dass ich euch auch an schönen Ereignissen teilhaben lassen möchte.

Ab 6:53 Uhr habt ihr mich laufend auf den Feldern angetroffen. Ich war allen Ernstes Joggen (nach heute exakt 7 Monaten Pause, das erste Mal). Und ich bin von Anfang bis Ende durchgelaufen. Mein Puls war über die Hälfte der Zeit in Pulsbereich 5 *lach, aber was soll´s. Es hat Spaß gemacht und ich war echt stolz, dass ich sogar die Berge bis hoch zum Wald hochgejoggt bin.

Es waren dann letztlich 5,24 km in 35:28 min – ich weiß, das ist keine Heldenzeit, aber gemacht ist gemacht!

Die Waage zeigt ein Gewicht, womit ich gut umgehen kann. Danach habe ich Wechselduschen gemacht von richtig warm auf so kalt es nur geht und das sicherlich zehn, zwölf Mal im Wechsel. Danach gab es einen Proteinshake (zwei Drittel Milch, ein Drittel Wasser) und jetzt esse ich sogar noch Skyr mit roter Grütze, Chiasamen und Sonnenblumenkernen.

Mein Einkaufszettel sieht sehr gesund und viel ausgewogener aus. Ich habe Lachs mit auf den Zettel geschrieben. Hühnerbrust. Eier. Gemüse. Quark. Schafskäse. Walnusskerne.

Es ist zu früh zu sagen, dass in meinem Kopf etwas Klick gemacht hat. Aber es fühlt sich verdammt danach an.

als wär ich in der Klinik

Heute ist ein besonderer Tag. Er begann mit Bedarf (inkl. Tavor), ging weiter mit einer guten Betreuungszeit bei meinem Betreuer und war davor, dazwischen und danach immer von dem Lesen eines Buches begleitet, das mich echt abgeholt hat.

Es geht um das Leben in der Psychiatrie und persönliche Erfahrungen und ist wunderbar geschrieben. Zu meiner persönlichen Freude weiß ich, dass der Autor dieses Buches auf der gleichen Station war, wie ich es mehrmals war. Das macht es so nah. Ich fühle sehr mit. Und erkenne alles was er beschreibt wieder.

Ich konnte lange nicht mehr lesen aber jetzt geht es: was für ein Geschenk.

Und dann tauchte auf einmal dieses Heimatgefühl auf… das Gefühl das ich an Psychiatrie-Tagen hatte, an denen ich terminlos in den Tag leben konnte und das Einzige das zu leisten war, war irgendwie durchzuhalten.

So fühle ich mich auch jetzt und kann trotzdem sagen, dass es mir eine gewisse Leichtigkeit bringt, mich zu fühlen als sei ich stationär. Es nimmt Last ab. Es gibt einen klaren Rahmen. Man muss nicht selbst entscheiden wann man was genau isst. Man muss nicht gut drauf sein, kann man. Man muss es nur nicht. Und diese Selbstlüge „du bist gerade in der Klinik“ rettet meine heute sehr schlechte Verfassung.

„Wir alle spielen Theater.“

In der Vorstellung stationär zu sein kann ich mich entspannen. Etwas Verantwortung abgeben und die Sicherheit empfinden, die ich mir selbst nicht geben kann und so lasse ich mir diese (leider nur) Illusion und bleibe bei der Vorstellung ich sei wohlbehütet in der Psychiatrie. Es hilft: und nur darum geht es in diesem Moment gerade.

Dann kommt noch ein Zustand hinzu, der mich ebenso irgendwie wie frei macht: meine Mitbewohnerin C. ist seit gerade und auch über Nacht weg und ich genieße es, weil sie immer alles genau überwacht (ich mag sie aber trotzdem sehr)!

Ich bin jetzt mit meiner Mitbewohnerin S. alleine im Haus. A. ist noch in der Klinik, M. Arbeitet, C. ist wie gesagt unterwegs und so kommt es, dass ich seit Wochen mal wieder unten im Wohnzimmer auf dem Sessel sitze, was ich nur deshalb tue, weil ich die Decke darüber vor wenigen Tagen mal gewaschen habe. Es ist herrlich hier!

Am liebsten würde ich mich ein wenig in die Sonne setzen. Aber mein bislang gesammelter Sonnenbrand spricht sich eher für eine Pause aus. Auf den Balkon komme ich sowieso nicht raus, der Rollladen ist kaputt. Banalitäten.

Meinen Waschtag habe ich fast hinter mir. Das Bett ist, wie jeden Dienstag, frisch bezogen und nur das Abstauben wartet noch auf mich. Vielleicht mache ich das aber auch erst morgen „fuck the system“ und so.

Jetzt schüre ich meine Selbstlüge ich sei in der Klinik. Ich rede mir ein, dass immer jemand da ist, wenn ich jemanden brauche (was nicht stimmt, aber ich wollte mich ja austricksen, also mache ich das auch). Und so lehne ich mich Sessel zurück und atme.

Atme das erste Mal am heutigen Tag einfach nur durch und schicke einen Seufzer hinterher. Es darf so sein wie es gerade ist.

throwback to 2016

Es gibt scheinbar gar keine Helden

… warum sagt einem das denn keiner?
Da wartet man jahrelang auf “den Richtigen” und dann latschen da Männer durch dein verstörtes Weltbild und dann blüht auf einmal alles auf und noch ehe du zu Ende genießen konntest, dass da was wächst, geht auch schon der Frost über das Schöne und du bist wieder alleine. Abgesehen von neben dir liegenden welken Blumen und Blüten. Diese kaputten Blüten, die dir nur zeigen sollen:
“schau her, was du nicht haben kannst”
und ich hasse meinen Alltag wieder und ich sehe keine Sonne mehr am Himmel und alles geht von vorne los, dass “alle dummen Leute” behaupten “irgendwann kommt er, der Richtige” und ich lächle müde, weil ich es besser weiß und trotzdem lebt die Hoffnung weiter. Schade.

throwback to 2009 (1)

Den ganzen Tag über war ich verhalten was das Essen angeht und habe letztlich doch keine Mahlzeit ausgelassen. Heute am Abend ging es langsam los.
Ein Eiweißbrot mit Käse, zwei Kekse, ein halbes Fischbrötchen und dann wieder Süßkram und mit einem Schlag wurde mir klar:
“ich werde mich übergeben”. Von da an gab es kein Halten mehr.

Und dann sitzt du im Bad und stopfst die letzten Kekse vor dem Kotzen in dich rein, “weil es ja jetzt eh schon egal ist”, du brauchst das Gefühl die Kontrolle zu haben, während du sie gerade wissentlich verlierst. Du trinkst einen Liter Wasser, isst zwischenrein Kekse. Trinkst. Frisst. Stopfst in dich rein was noch Platz hat. Der Magen ist voll und schmerzt schon leicht, und das obwohl du weißt, dass das hier nicht einmal ein echter, richtig großer Fressflash ist. Und doch fühlt es sich so an und was du in dich hineingezwängt hast, lohnt sich alle mal zu erbrechen.

Dein Bauch ist voll, die ersten Schmerzen machen sich bemerkbar, du stößt noch einige Male auf, dann stimmt das Mageninhalt-, Wasser-, Luft-Verhältnis. Jetzt geht es gleich los.

Du stehst auf, beugst dich über die Porzellanschüssel, steckst deine halbe Hand bis in den Hals in dich hinein und es geht los. Sehr schnell, sehr oft würgst du all das Gefressene heraus – bis du regungslos dastehst. Leer. Im Kopf und im Magen. Außer Magensäure bekommst du nichts mehr aus dir raus.
Du findest alles ekelhaft. Und doch hältst du dein Vorgehen für gerechtfertigt, ja sogar für nötig und notwendig, gänzlich unumgänglich. Die Leere hält noch einen Augenblick an, dann kommt eine immense Traurigkeit in dir auf.
Betäubt und mit Kloß im Hals (weil dir eigentlich nach Heulen zumute ist), wäschst du alles gründlichst und mehrere Dutzend Mal. Du putzt das Klo, und dich umso reinlicher.
Nichts mehr deutet auf den Vorfall gerade hin – du hast alle Spuren beseitigt. Nur eine tiefe Spur bleibt zurück – die Spur deiner Seele.

… und auf einmal weinst du.

Du legst dir deine Tabletten raus, willst Bedarf nehmen und weißt, besser wird es heute nicht mehr. Wenn der Bedarf nicht schnell ausreichend wirkt, wirst du wieder fressen und wieder kotzen. Dann wirst du wieder kurz eine Leere in dir spüren und das Klo putzen und wirst versuchen dich rein zu waschen und du weißt schon jetzt, dass dir das nicht gelingen wird – weil die Reinheit schon jetzt verschwunden ist. Du versuchst dich abzulenken. Aber du hältst nichts aus. Jedes Buch zu lesen, reicht die Aufmerksamkeit nicht aus. Der Fernseher ist dir zu hell, die wechselnden Bilder sind zu viel, der Ton zu laut, selbst auf der niedrigsten Stufe. Musik zersprengt beinahe deinen Körper und du willst einfach nur rennen. Weg von dir selbst. Und doch weißt du nicht, ob du im Dunklen und bei Schneeregen rausgehen sollst und der Schwindel entscheidet für dich: du kannst nicht.

Es ist traurig, aber ich bin gerade gefühlt tausend Meilen zurück gerannt. Und ich fühle mich furchtbar einsam. Die Traurigkeit überwältigt mich und eigentlich müsste ich mich nicht einsam fühlen, weil ich nicht alleine bin und doch ist sie doch so immens und groß.

Ich wünsche mir gehalten zu werden und weiß, dass ich es heute nicht mehr werde.

– Gedanken und Gefühle aus 2009.

Ich muss noch kurz. Ich mach mal schnell.

Ich schreibe meiner Lieblingsbetreuerin eine Mail und schildere folgendes:

Es geht um den Drang zu meinen Eltern zu fahren. Was wir aber für den Samstag anders geplant haben.

(…) Denn sonst würde ich jetzt wanken und schwanken um dann mit einem plötzlichen Schlag in meinem Hirn, ratzfatz alles einzupacken was ich zu brauchen denke und dann hektisch losfahren und mich erst wieder beruhigen, wenn ich Mia im Arm halte. (…)

Ich muss noch kurz. Ich mach mal schnell.

Vor einiger Zeit habe ich im Radio auf SWR3 einen kurzen Beitrag gehört, in dem es darum ging, dass wir uns selbst unter Druck setzen, uns hetzen und manipulieren, in dem wir immer wieder sagen „ich mache mal kurz den Abwasch“, „kannst du noch schnell den Müll rausbringen?“. Die Pastorin beschrieb, dass uns solcherlei Äußerungen unbewusst scheuchen und uns Stress bereiten. Sie gab Anregungen zu anderem Denken:

„jetzt mache ich noch in Ruhe den Abwasch“, und „ich gehe später noch gemütlich einkaufen“.

Seit ich auf solche Worte achte, kehrt in mir tatsächlich mehr Ruhe ein. Aus einem „ich muss das sofort machen“, wird ein „das mache ich jetzt in aller Ruhe fertig“. Das Verblüffende ist doch, dass wir gar nicht länger für diese Dinge brauchen, es uns aber ein Gefühl der inneren Ruhe schenkt. Zumindest ein bisschen.

und dann balancieren wir auf Baumstämmen und lachen

Gleich halb 3 Uhr am Morgen: meine Mitbewohnerin A. und ich sitzen zusammen im Wohnzimmer und lauschen in aller Ruhe den Liedern von Nora Jones. A. ist noch wach und ich bin es wieder!

Mich verfolgten Alpträume. Immer wieder war ich wach und dann überzeugt, dass ich aufstehen müsse. Musste ich aber gar nicht. Ich bin derzeit doch recht durcheinander.

Gestern habe ich mit meiner Betreuerin einen langen, großen Spaziergang gemacht und wir sind auf Baumstämmen balanciert und haben sogar noch eine Übung für mich daraus gemacht und ich habe mich in der Brücke geübt. Meine Lieblingsbetreuerin hat mit mir mitgemacht, das war toll. So wurde ich mutig. Ich bin in solchen Dingen sonst immer so verängstigt. Und dann war ich unsicher und aufgeregt. Aber eben mutig. Und mit meiner Frau Hoffnung habe ich sogar das geschafft. Das erforderte Mut. Aber ich habe meiner Lieblingsbetreuerin vertraut! Und dann habe ich es echt geschafft. Ich habs geschafft. Beeindruckend, weil ich zuvor noch niemals mutig genug war, einem Menschen so viel Vertrauen zu schenken.

Ich fühle mich in letzter Zeit unglaublich fett, wisst ihr? Ich wiege um die 63 kg und bin zutiefst unzufrieden damit. Mein Ziel ist es mich bis 31.3. nicht zu wiegen. Aber besonders heute reizt es mich sehr auf die Waage zu stehen.

Das entstandene Bild soll mir zeigen, dass ich nicht fett bin. Oder wie ich immer sage „eine fette Qualle“. Ich fühle mich derzeit, so nah am Höchstgewicht, einfach so unwohl!! Aber meine wunderbare Betreuerin hilft mir. Sie ist meine Hoffnung, für mich und mein tief Inneres. Und sie hält meinen Anteilen stand, was manchmal glaube ich schwer ist.

Ich fühle mich wohl mit A. hier im Wohnzimmer. Ich bin zu Hause! Hört ihr? Ich habe mein Zuhause gefunden. Nach 2 Jahren wird es nun langsam zum Zuhause…. zu meinem Zuhause. Man möchte fast sagen „puh, endlich!“.

In den letzten Tage ging es mir sehr schlecht. All meine inneren Anteile und die kleinen Persönlichkeiten sind gar nicht so leicht zu zähmen. Insbesondere macht mein innerer Zerstörer sehr viel zunichte. Leider habe ich mich daduch auch geschnitten, mehrmals. Auch das Essen klappt nicht gut. Aber das am Rande.

Ich fühle mich schrecklich. Aber meine Betreuerin hilft mir sehr. Ich bin noch nie an einer solchen Krise gewachsen. Aber bei ihr lerne und lerne ich dazu. Sie ist eine ganz besondere Frau und ein Geschenk für mich!!!

Sie sieht mich, sie fühlt mich, sie achtet jede meiner Grenzen. Sie ist liebevoll, loyal, aufmerksam und vieles mehr und sie hilft mir aus jedem meiner Löcher heraus, so gut sie und ich das eben gemeinsam schaffen. Dafür kann ich nur immer wieder danke sagen! Danke für alles – und für so viel mehr!!

Am liebsten will ich immer in die Welt rufen „hej, schaut mal her, das ist meine Lieblingsbetreuerin, wir sind ein Team und im Team sind wir unschlagbar und ich liebe unsere Termine. Jedes Mal wachse ich!“ Und dann würde ich Frau Hoffnung in den Arm nehmen und sie drücken, weil ich mir sicher bin, dass es für so viel Dankbarkeits-Gefühl und Liebe kein Wort gibt. Oh und wie ich es erst liebe, wenn wir zusammen lachen. Sie fühlt mich und glaubt an mich. Ich bin so dankbar und so glücklich, dass Sie meine Betreuerin ist. Und das sie mich gern hat. Ich hab sie nämlich auch sehr gern und lieb.

Gestern in jedem Fall hat mir meine Lieblingsbetreuerin für einen kurzen Moment zu Leichtigkeit verholfen. Dieser kleine Lichtblick machte großen Mut. Und meinen inneren Zerstörer treibe ich immer und immer wieder in den Käfig. In seine Zelle. Mit der Peitsche. Aber ich muss mir ein anderes Sicherheitssystem überlegen, denn der Kerl, der von rechts hinten immer herum schreit und Schlimmes anrichtet braucht viel Strenge. Der Kerl bricht ständig wieder aus. Die Peitsche hab ich in der Hand. „Rein mit dir, in den Käfig, du Monster!“.

Und das übe ich jetzt am Wochenende.

  • Destruktive Anteile in den Käfig schicken
  • Gnädig zu mir sein
  • 3 Mahlzeiten am Tag essen
  • Tun worauf ich Lust habe
  • Den inneren Zerstörer in den Käfig schicken. Immer und immer wieder neu, diesem nicht so viel Gehör schenken
  • Montag und Freitag daheim bleiben, das habe ich meiner Betreuerin in die Hand versprochen (Gott sei Dank!)

Jetzt aber auf ins Wochenende. Und sich vom Leben nicht alles gefallen lassen! Ein bisschen Leichtigkeit, ein bisschen Meditation, ein bisschen lesen, ein bisschen Musik hören. Ein wenig Fern sehen, ein klein wenig frische Luft und wenn sie nur, wie gerade, zum Fenster hereinkommt. Und dann vielleicht noch zu den Pferden.

Aber für diesen einen Moment: Hier und jetzt! brauche ich nichts zu tun. Es gibt nichts zu erreichen und ich darf mich ausruhen. Es ist der 9. Februar 2019. Hier bin ich sicher!

da muss man durch, als Lurch, wenn man Frosch werden will

Heute Morgen wird mir ein weiteres Mal klar, dass jede Entscheidung ein Massenmord an Möglichkeiten ist.

Ich entschließe mich, daheim in meiner WG zu bleiben. Und dann brummelt mein Bauch und mein Hirn dreht hohl „willst du nicht lieber zu deinen Eltern“? und ich merke, wie der Brand in meinem ganzen Dasein lodert und ich nur Benzin zum Löschen habe. Kurzum, meine Rationalität ist weg. Komplett weg.

Und nun sitze ich da (es ist noch nicht einmal 8 Uhr am Morgen) und ich weiß jetzt schon nicht, wie ich den Tag überstehen soll, weil ich einfach schlichtweg null Planung habe, was ich will.

Meine Lieblingsbetreuerin hat gestern zu mir gesagt, dass meistens der erste Impuls und das Bauchgefühl ausdrücken, was gut für einen ist und was man möchte.

Und dann kehrt auf einmal Ruhe in mir ein, auch wenn ich weiß, dass diese gleich wieder weg sein wird. Aber ich ziehe in Erwägung wirklich zu Hause zu bleiben und in der WG zu sein.

Jedenfalls traf ich dann die Entscheidung hier daheim zu bleiben und wie das halt gerade so ist, triffte ich dann wieder zum Gegenteil und will zu meinen Eltern und unserem Hund.

Es ist ein Chaos.

Aber da muss man durch, als Lurch, wenn man Frosch werden will.

Inkompetenz-kompensations-kompetenz.

Zumindest will ich hoffen, dass ich eine Inkompetenzkompensationskompetenz besitze, denn die letzten Tage waren doch sehr impulsiv emotional und ich fühle mich, als habe ich Inkompetenz im Paket an den Tag gelegt, dabei war ich vielleicht auch einfach nur ein bisschen mutig!?!

Das, dann wohl nicht in meinem Handeln am Tag,  wohl aber in meinen Mails an meine Lieblingsbetreuerin, die 10 Tage nicht da war und erst morgen wieder kommt.

Ich habe gejammert und geklagt, habe in Frage gestellt und mein Innerstes nach Außen gedreht und einfach authentisch berichtet, wie es mir in jedem dieser einzelnen Moment ging, als ich ihr schrieb. Muss mir das peinlich sein? Oder war ich einfach nur echt, ehrlich und aufrichtig?

Ich bereue keine dieser Mails, weil ich in genau diesem Moment, genau so und genau das gefühlt habe, was ich ihr aufgeschrieben habe. Oder bereue ich doch? Ich hoffe, dass ich jetzt die Kompetenz besitze, die Inkompetenz zu kompensieren. Denn sobald ich mich traue, meine eigene Meinung offenzulegen, fühle ich mich leider noch immer inkompetent. Als wäre es ein eisernes Gesetzt, dass ich falsch bin, wenn ich mich ausdrücke.

Ein bisschen in diese Richtung des Klagens, komme ich seit meiner letzten Therapiesitzung, in der mir meine Therapeutin sehr geholfen hat, indem sie meiner Lieblingsbetreuerin etwas aus dem WG-Alltag berichtete, das ich so noch nie angesprochen hatte bei meinen Betreuern. Das hat mich gestärkt! Und ich werde mutiger, seit der letzten Therapiesitzung. Und heimlich macht mich das auch ein kleines bisschen stolz! Aber so ganz im Griff habe ich das noch nicht.

Ich mag das Wort: Inkompetenzkompensationskompetenz. Jetzt stellt sich aber noch die Frage, ob ich diese Kompetenz überhaupt brauche: war ich überhaupt inkompetent meiner Lieblingsbetreuerin gegenüber? Oder habe ich einfach auf Balance in unserer WG geachtet? Und wie schafft es meine Lieblingsbetreuerin bei all den schwierigen Situationen hier, noch neutral zu bleiben. Eines aber ist, bei all den offenen Fragen, sicher: ich rechne, meiner Lieblingsbetreuerin, ihre Kompetenz hoch an.

Heiraten – nur so ’ne Idee

Im Fernseher läuft VOX.  Stumm.

Als ich das letzte Mal auf das, auf Stumm geschaltete, Bild sah, lief „ShoppingQueen“. Irgendwie noch lebensnah für mich, weil ich ja auch ab und an Kleidung kaufe, auch wenn ich ein so immens hohes Budget sicherlich noch nie in meinem Leben hatte und es wahrscheinlich auch nie haben werde.

Dann aber läuft jetzt „4 Hochzeiten und eine Traumreise“, was mich nicht interessiert, weil ich wahrscheinlich nie heiraten werde. Und so bleibt es dabei, dass alles im Stummen, an mir vorbeizieht. Aber just in diesem Moment kam mir eine, ja sogar fast sensationelle Idee:

Ich könnte mich doch mit meinen Erkrankungen verheiraten lassen.

… vielleicht werden wir (meine psychischen Erkrankungen und ich) uns dann nicht mehr ewig bekriegen. Nein. Vielleicht wird sogar eines Tages dann Liebe daraus?

Als Hochzeits- und Traumreise, würde ich dann „das Leben“, wählen.