Gleich halb 3 Uhr am Morgen: meine Mitbewohnerin A. und ich sitzen zusammen im Wohnzimmer und lauschen in aller Ruhe den Liedern von Nora Jones. A. ist noch wach und ich bin es wieder!
Mich verfolgten Alpträume. Immer wieder war ich wach und dann überzeugt, dass ich aufstehen müsse. Musste ich aber gar nicht. Ich bin derzeit doch recht durcheinander.
Gestern habe ich mit meiner Betreuerin einen langen, großen Spaziergang gemacht und wir sind auf Baumstämmen balanciert und haben sogar noch eine Übung für mich daraus gemacht und ich habe mich in der Brücke geübt. Meine Lieblingsbetreuerin hat mit mir mitgemacht, das war toll. So wurde ich mutig. Ich bin in solchen Dingen sonst immer so verängstigt. Und dann war ich unsicher und aufgeregt. Aber eben mutig. Und mit meiner Frau Hoffnung habe ich sogar das geschafft. Das erforderte Mut. Aber ich habe meiner Lieblingsbetreuerin vertraut! Und dann habe ich es echt geschafft. Ich habs geschafft. Beeindruckend, weil ich zuvor noch niemals mutig genug war, einem Menschen so viel Vertrauen zu schenken.

Ich fühle mich in letzter Zeit unglaublich fett, wisst ihr? Ich wiege um die 63 kg und bin zutiefst unzufrieden damit. Mein Ziel ist es mich bis 31.3. nicht zu wiegen. Aber besonders heute reizt es mich sehr auf die Waage zu stehen.
Das entstandene Bild soll mir zeigen, dass ich nicht fett bin. Oder wie ich immer sage „eine fette Qualle“. Ich fühle mich derzeit, so nah am Höchstgewicht, einfach so unwohl!! Aber meine wunderbare Betreuerin hilft mir. Sie ist meine Hoffnung, für mich und mein tief Inneres. Und sie hält meinen Anteilen stand, was manchmal glaube ich schwer ist.
Ich fühle mich wohl mit A. hier im Wohnzimmer. Ich bin zu Hause! Hört ihr? Ich habe mein Zuhause gefunden. Nach 2 Jahren wird es nun langsam zum Zuhause…. zu meinem Zuhause. Man möchte fast sagen „puh, endlich!“.
In den letzten Tage ging es mir sehr schlecht. All meine inneren Anteile und die kleinen Persönlichkeiten sind gar nicht so leicht zu zähmen. Insbesondere macht mein innerer Zerstörer sehr viel zunichte. Leider habe ich mich daduch auch geschnitten, mehrmals. Auch das Essen klappt nicht gut. Aber das am Rande.
Ich fühle mich schrecklich. Aber meine Betreuerin hilft mir sehr. Ich bin noch nie an einer solchen Krise gewachsen. Aber bei ihr lerne und lerne ich dazu. Sie ist eine ganz besondere Frau und ein Geschenk für mich!!!
Sie sieht mich, sie fühlt mich, sie achtet jede meiner Grenzen. Sie ist liebevoll, loyal, aufmerksam und vieles mehr und sie hilft mir aus jedem meiner Löcher heraus, so gut sie und ich das eben gemeinsam schaffen. Dafür kann ich nur immer wieder danke sagen! Danke für alles – und für so viel mehr!!
Am liebsten will ich immer in die Welt rufen „hej, schaut mal her, das ist meine Lieblingsbetreuerin, wir sind ein Team und im Team sind wir unschlagbar und ich liebe unsere Termine. Jedes Mal wachse ich!“ Und dann würde ich Frau Hoffnung in den Arm nehmen und sie drücken, weil ich mir sicher bin, dass es für so viel Dankbarkeits-Gefühl und Liebe kein Wort gibt. Oh und wie ich es erst liebe, wenn wir zusammen lachen. Sie fühlt mich und glaubt an mich. Ich bin so dankbar und so glücklich, dass Sie meine Betreuerin ist. Und das sie mich gern hat. Ich hab sie nämlich auch sehr gern und lieb.
Gestern in jedem Fall hat mir meine Lieblingsbetreuerin für einen kurzen Moment zu Leichtigkeit verholfen. Dieser kleine Lichtblick machte großen Mut. Und meinen inneren Zerstörer treibe ich immer und immer wieder in den Käfig. In seine Zelle. Mit der Peitsche. Aber ich muss mir ein anderes Sicherheitssystem überlegen, denn der Kerl, der von rechts hinten immer herum schreit und Schlimmes anrichtet braucht viel Strenge. Der Kerl bricht ständig wieder aus. Die Peitsche hab ich in der Hand. „Rein mit dir, in den Käfig, du Monster!“.
Und das übe ich jetzt am Wochenende.
- Destruktive Anteile in den Käfig schicken
- Gnädig zu mir sein
- 3 Mahlzeiten am Tag essen
- Tun worauf ich Lust habe
- Den inneren Zerstörer in den Käfig schicken. Immer und immer wieder neu, diesem nicht so viel Gehör schenken
- Montag und Freitag daheim bleiben, das habe ich meiner Betreuerin in die Hand versprochen (Gott sei Dank!)
Jetzt aber auf ins Wochenende. Und sich vom Leben nicht alles gefallen lassen! Ein bisschen Leichtigkeit, ein bisschen Meditation, ein bisschen lesen, ein bisschen Musik hören. Ein wenig Fern sehen, ein klein wenig frische Luft und wenn sie nur, wie gerade, zum Fenster hereinkommt. Und dann vielleicht noch zu den Pferden.
Aber für diesen einen Moment: Hier und jetzt! brauche ich nichts zu tun. Es gibt nichts zu erreichen und ich darf mich ausruhen. Es ist der 9. Februar 2019. Hier bin ich sicher!
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