Zum Weinen übel!

Mir ist so schlecht, dass ich weinen könnte. Jetzt habe ich was gegen die Übelkeit bekommen. Ich hoffe inständig, dass es besser wird, sonst kann es wieder zur Isolation kommen, falls ich nochmal erbrechen muss.

Ich hatte Visite, Frau Dr. K. sagte es sei schön, dass ich wieder da bin, zurück von der Geschlossenen. Mich stresst die Zimmersituation so massiv, dass ich kaum aushalten kann. Die eine (S.) mischt sich in alles ein und plappert ohne Unterlass, die andere jammert permanent. Morgen soll sie verlegt werden. Ich hoffe das klappt. Frau Dr. K. versprach, dass wir bald wieder ein Zweierzimmer haben. Ich hoffe es so sehr.

Mir ist kotzübel, ich muss mich wieder flach hinlegen, sonst übergebe ich mich. Ich bin sehr, sehr schwach. Ich esse ja auch nichts.

Am Mittwoch darf ich mit meiner Betreuerin in die WG, wenn mein Zustand weiter so bleibt, wie er jetzt gerade ist.

Den Mittag werde ich wohl schlafend oder lesend verbringen. Ich hoffe nur meine Zimmernachbarin Fr. H. gibt endlich mal Ruhe. Sie telefoniert ständig mit ihrem Mann, der einfach nichts blickt. Es geht mir so auf den Keks.

Jetzt schreibe ich meiner Betreuerin eine Mail. Das tut mir immer gut. Und ich werde Musik hören, weil ich die Stimmen der Mitpatientinnen nicht mehr ertrage. Ja, ich habe es schön laut gemacht und höre meine Anker-Musik.

Ich bin am Limit! Ich bin überm Limit. Ich halte nicht mal die Musik aus. Aber ich lasse die Ohrstöpsel drin und täusche Musikhören vor, damit mich niemand stört. Ich kann nicht mehr. Auch wenn meine Toleranzgrenze durch die Geschlossene angestiegen ist.

Leider isst Fr. H. im Zimmer. Jetzt riecht alles nach Essen. Man ich kotze gleich!

Geschlossene + Kamera

Seit gestern bin ich in der Geschlossenen. Ich hoffe, dass ich heute wieder zurück darf. Das entscheidet sich in der Visite, die um 9 Uhr beginnt. Ich hoffe, dass ich schnell dran komme. Ich frage gleich mal in welcher Reihenfolge diese heute angedacht ist.

Ich war heute Nacht im kameraüberwachten Zimmer und schreibe deshalb erst heute. Ich wusste nicht: können die dann mitlesen oder nicht?!

Ich hatte drei Zimmernachbarinnen. Die erste schrie mich an und weigerte sich das Fenster zuzumachen. Es war eiskalt. Sofort versprach man mir eine Veränderung. Zimmerwechsel. Die nächste schüttete nachts mich, mein Bett und den ganzen Flur voll mit Wasser. Ich sei eingeschleußt vom rumänischen Geheimdienst um sie zu vernichten. Wieder ein Zimmerwechsel. Und die Kollegin bekam eine Verwarnung zur Fixierung. Dann konnte ich endlich schlafen. Mit einer jungen Frau im Zimmer, die wirklich nett ist. Aber auch an ihrem Bett baumeln die Fixierungsgurte.

Jetzt ist erst sieben. So langsam wacht die Station auf. Ich hatte nachts nochmal Tavor. Und kann mich über die Nacht eigentlich nicht beschweren. Jetzt bete ich nur, dass die Visite bei Zimmer 1 anfängt. Dann wäre ich schnell dran und könnte vielleicht wieder hoch auf meine Station.

Hoch. Nichts will ich mehr!

Ich habe gefragt von wo an die Visite heute losgeht und die Schwester sagte „von hinten“ (Katastrophe für mich in Zimmer 2), aber sie wisse, dass ich schnell wieder hoch will und sie fragt den Arzt, ob er mich vorziehen kann, das ist echt lieb von ihr.

Aber selbst wenn ich noch hier bleiben müsste, würde ich das aushalten. Es sind alle Pfleger super nett zu mir. Es ist nur, dass ich Angst habe, dass mein Platz oben weggenommen wird. Das wäre sehr schlimm für mich! Dieses Gefühl des Ersetztwerdens ist es, das ich kaum ertrage. Das hier sein ist schon irgendwie erträglich. Auch wenn man durch eine Wasserschlacht aufgeweckt wird, die nur einseitig gewollt ist.

Man oh man!

Ich will eine grazile Leiche sein

Wenn ich sterbe will ich schlank sein. Dünn. Vielleicht ein wenig hager. Ich will eine dünne Leiche sein, bei der man bei der Obduktion, beim Aufschneiden durch nicht viel Fettgewebe schneiden muss.

Danach will ich verbrannt werden, weil ich noch ein letztes Mal Schmerz spüren möchte und dann am liebsten am Meer verstreut werden, weil ich dort noch nie zu vor war.

Aber abnehmen kann man nur, wenn man lebt. Also werde ich an mir arbeiten müssen. Bis ich sterbe. Jede Bewegung kann ich vergessen, ich habe keinen Ausgang. Also muss ich am Essen sparen. Frühstück und Mittagessen habe ich ausfallen lassen. Habe nicht mal unter den Teller gesehen. Wohl aber Birnen gegessen und ein paar Kekse.

Ich bin das Leben leid. Weil es keinen Spaß mehr macht und ich keinen Sinn sehe. Für was? Versteht ihr? Für was?

Mein Mitpatientin V. heitert mich auf. Ich versuche mich nicht wegen dem wenigen Bedarf aufzuregen. Im Zweifel fällt mir schon was ein. In diesem Sinne kämpfe ich den Tag heute zu Ende. Auch wenn er mir viele schlimme Nachrichten brachte.

FuckLife!

Wenn mir jemand vertraut, tut mir das wirklich gut!

Heute durfte ich am Stall das erste Mal die Stute einer Freundin reiten. Sie sucht für die Tage, an denen sie selbst nicht kann, einen Reiter, der ihr ihre Stute mit bewegt. Und dabei dachte sie an mich, auch weil ich selbst leider kein Reitpferd mehr habe, da mein Voni seit bald zwei Jahren doch nunmehr fußkrank ist.

Voni ist fertig angezogen!

Meine Freundin hat mir ihre Stute dann vorgeritten und anschließend durfte ich mich auf sie schwingen. Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht!! Auch wenn ich merke, dass ich eingerostet bin nach knapp zwei Jahren Reitpause. Da rutscht die Hand mal zu tief und mal zu hoch und der Schenkel wirkt nicht perfekt ein und ab und an stimmt auch das Zusammenwirken der Hilfen einfach nicht mehr ganz so, wie ich es vorhatte und mal konnte. Aber wir kamen übereinstimmend zu der Meinung, dass ich da schnell wieder reinfinden werde.

Wer rastet, der rostet. Das merke ich jetzt. Und umso größer die Freude, dass ich jetzt wieder loslegen darf und richtig reiten kann!! Ich will mich auch wieder lesender Weise in die Pferdematerie stürzen. Endlich weiter lernen und weiter üben. Das, was ich immer schon tun wollte. Ich bin so voller Elan und so voller Freude, auch wenn mich dieser Tag heute sehr viel Kraft gekostet hat!!!

Meine Freundin und ich haben so viele Gemeinsamkeiten festgestellt heute (wir hatten sehr lange keinen Kontakt mehr) und das tat mir wirklich gut. Ich glaube, dass wir beide große Ziele haben. Ziele die erreichbar sind, wenn wir mutig sind und uns dafür einsetzen. Und wir haben auch Grenzen festgestellt und können heute Dinge benennen, die wir nicht wieder so handhaben würden.

Die Weiden werden grün und grüner!

Schon am Freitag darf ich Princi wieder bewegen und ich freue mich schon jetzt darauf! In der Folge werden wir immer spontan absprechen wann ich sie bewege und wir werden beobachten ob es sich bewährt, wenn ich sie mit reite. Es ist nicht für jedes Pferd gleich einfach sich auf mehrere Reiter zur gleichen Zeit einzustellen, deshalb sind wir beide für alles offen. Ich kenne das von Voni. Ich bin froh um diese Chance!

Es ist so schön zu spüren, dass meine Freundin mir vertraut und sie mir ihr Pferd anvertrauen möchte. Das ist eine große Ehre für mich, weil ich weiß wie viel das für einen als Besitzer bedeuten kann. Umso größer ist meine Freude, dass ich sie reiten darf, auch wenn ich heute sicherlich nicht alles perfekt gemacht habe.

Ich bin zutiefst dankbar für diesen gemeinsamen Abend.

Durchhalten.

Gestern hatte ich so sehr zu kämpfen. Ich war angespannt, verzweifelt und unruhig. Ich empfand Hoffnungslosigkeit, obwohl ich auch Sicherheit und Gewissheit hätte spüren können, aber in meinem Kopf kreisten Existenzängste immensen Ausmaßes.

All das lag daran, dass ich panische Angst habe alles könne schiefgehen, da die Verträge für die WG noch nicht unterschrieben sind und sich Frau C. nicht auf meine beiden Mails hin gemeldet hatte. Erst Frau V. gelang es dann mich zu beruhigen, in dem sie mir sagte, dass es „kein Fünkchen“ des Zweifels geben brauche, und dass alles klappen wird, weil alle Stellen nun ihre Zustimmung gegeben haben. Ich müsse nicht zweifeln. Sie wisse, dass es leichter gesagt, als getan sei, aber ich solle vertrauen! Und darin übe ich mich jetzt! Frau V. ist ein Engel!

Am Abend nahm ich Chlorprothixen und Dominal. Ich hatte das andauernde Gefühl zu implodieren und es keine Sekunde länger aushalten zu können. Ich beschloss irgendwann, dass ich aufhören dürfe heldenhaft irgendetwas aushalten zu müssen und nahm Tavor Expidet ein. Nach kurzer Zeit beruhigte ich mich zusehends. Der Tag war anstrengend genug gewesen, das stand mir zu.

Es fiel mir auch wahrlich nicht leicht, nicht dysfunktional zu handeln. Aber ich habe es geschafft und ich hoffe, dass dieser Tag heute etwas sanfter zu mir sein wird.

Ich habe eine Freundin gefragt, ob wir heute etwas zusammen unternehmen wollen und warte noch auf ihre Antwort. Ich spiele exzessiv Quiz-Duell und war heute Morgen schon bei den Pferden. Leider esse ich zu viel, aber es soll mir für heute egal sein (und für die letzten drei Tage und für morgen vielleicht auch). Hauptsache ich komme durch diese schwierige Zeit hindurch, ohne mir zu schaden. Was macht es da schon, wenn ich die gerade abgenommenen Kilogramm durchs Nutella-Löffeln wieder drauf esse. Es gibt Schlimmeres.

Während ich gestern die Schönheit der Sonne nicht sehen konnte, berührt sie mich heute Morgen wieder ein wenig mehr, so ganz tief in mir drin. Es plagt mich zwar schon wieder die Not nicht zu wissen wo ich mit mir selbst hin soll, aber noch habe ich Hoffnung, dass es heute weniger schlimm wird, als es gestern war.

Der andauernde Kampf nicht in den Dissoziationen unterzugehen strengt mich an. Meine Therapeutin hat mir „AmmoLa Duftstäbchen“ geschenkt. Sie beinhalten eine Kombination aus Ammoniak und Lavendelöl. Für die dissoziativen (Blick-) Krämpfe testen wir nun Promethazin. Ich arbeite an mir, ich führe ein Dissoziations-Tagebuch, es ist nicht leicht, aber ich merke, dass es mir hilft.

Mein nächster Therapie-Termin ist in 3 Wochen. Ich wünschte ich könnte schon heute wieder mit meiner Therapeutin sprechen, denn der Termin am Donnerstag bei ihr, tat mir echt gut. Ich bin seitdem nah an mir dran, auch wenn das nicht unbedingt eine Erleichterung bringt, so weiß ich doch, dass es umso effektiver und intensiver ist. Und dass ich mit der Therapie zusammen wachsen werde.

Ich freue mich, dass ich in 3 1/2 Wochen in die betreute WG ziehen darf (das hoffe ich doch, dass alles klappt) und dann wird alles gut werden, weil ich dann liebe Betreuer an der Seite habe und in die Therapie gehen darf und mit dieser Kombination aus Hilfen und Unterstützung wird alles gut werden. Das spüre ich!

Und das wünsche ich mir!

Was es jetzt zu üben gilt!

Ich sitze im Wohnzimmer meiner Gastfamilie und die beiden schlafen noch. Und schwupps schon fühle ich mich wieder einsam. Das gilt es jetzt echt zu üben: Einsamkeit aushalten. Das will ich üben und trainieren und mich in der Bewältigung dieser Einsamkeit üben.

Es ist viel mehr auch einfach ein diffuses Gefühl.

Heute gegen späten Vormittag/ Mittag fahre ich zu B. und L. und wir kochen zusammen und wollen dann in einen Secondhand-Laden gehen. Ich bin mal gespannt… denn ich könnte dringend Kleidung gebrauchen, aus meiner bin ich hoffnungslos rausgewachsen (in der Breite xD). Normal ist Secondhand nicht so mein Fall, aber man kann sich ja für Neues öffnen.

Deshalb habe ich mir auch fest vorgenommen, dass ich nun abnehmen werde. Es muss jetzt Schluss sein. Ich habe nun 18 kg zugenommen in den letzten Monaten. Raus aus dem Untergewicht ins mittlere Normalgewicht. Aber es ist mir einfach zu viel!

Ich bin dankbar, dass die Weihnachtstage nun herum sind und ich hoffe, dass ich gleich diese Woche noch die Unterlagen für die Beantragung der Gelder (für meinen WG-Platz) zugeschickt bekomme. Dann würde ich nämlich umgehend schon alles ausfüllen und ganz rasch beantragen! Das ist mir wirklich sehr, sehr wichtig!

Bei meiner Gastfamilie durfte ich gestern nun in ein richtig eingerichtetes Zimmer ziehen, weil das frei wurde. Jetzt fühle ich mich gleich noch viel wohler. Ich habe jetzt sogar einen Tisch um zu schreiben. Das ist wahrer Luxus. Ich bin dankbar hier sein zu dürfen! Und ich verstehe mich immer besser und besser mit C.

Meine starke Erkältung (es war fast schon ein ausgewachsener Männerschnupfen xD), hält sich wacker. Wirklich besser wird sie nicht. Aber auch nicht mehr schlimmer und das ist doch schonmal was. Sie hielt mich jedenfalls gestern nicht von einem langen Spaziergang ab und heute will ich mich auch wieder fleißig bewegen.

Seid gedrückt und euch allen einen schönen Tag!
Euer Fräulein Voni… ❤

Der große Tag, der große Augenblick

Vor der Vorstellung in der WG
Mittwoch, 21. Dezember 2016

es ist 12:26 Uhr, ich sitze oben im Zimmer auf meinem Bett und habe gerade 1,25 mg Tavor eingenommen. Es geht mir soweit okay, ich bin nur sehr aufgeregt und muss gerade einen sich anbahnenden Hochsehzwang (Dissoziation) abwenden, daher auch das Tavor. Anders würde ich es gar nicht dorthin schaffen.

Ich werde um 12:45 Uhr hier losgehen. Um 14 Uhr bin ich mit Frau C. vor dem Haus verabredet. Fahrtzeit sind etwa 30 Minuten, also sollte alles gut passen. Ich werde dann noch etwas Zeit haben vor Ort. Und ich habe einen guten Puffer eingeplant.

Ich werde einen Rock tragen, meine roten Schuhe und meine grüne Sweat-Jacke. Ich habe mich geschminkt und meine Haare zu einem Dutt hochgebunden.

Ich freue mich riesig auf diesen Termin, ich habe so lange darauf gewartet und ich habe ein sehr gutes Gefühl für die Vorstellung. Ich bin gespannt auf die Mitbewohner und hoffe, dass ich bald dort einziehen darf und dass alles passt.

Ich bin sehr aufgeregt, aber es wird alles gut werden, es ist alles gut.
Ich freue mich!

In meinem Kopf nur Leinwände voll mit Nichts

Ich bin bei einer Freundin. Es könnte mir einfach gut gehen. Ich bin gerade bei ihr zuhause, vor der Terrassentür liegt Hündin Kleo, an meine Beine geschmiegt, liegt auf der Decke der Kater. Ich bin nicht alleine. Ich bin… irgendwie behütet. Ich bin nicht bei meiner Familie und ich könnte Freiheit spüren, zulassen und genießen: wenn es mir gut ginge.

Stattdessen habe ich gerade Bedarf eingenommen. Weil ich Panikgefühle entwickle, unruhig werde, teildissoziiere und am liebsten flüchten würde, aber nicht weiß vor was und wohin.

Ich war mit Kleo spazieren, ich kraule den Bauch von Kater Richy, ich lümmle auf dem Sofa. „Es ist alles gut“, sage ich mir und es ist alles gut. Wenn doch nur meine innere Anspannung nicht so hoch wäre.

Für heute habe ich entschieden, bei meiner Gastfamilie zu übernachten. Aber schon jetzt fällt es mir wieder schwer. Ich komme wirklich in innere Not. Weil ich mich als Belastung sehe, weil ich denke, dass ich zu viel bin. Weil ich meine, dass ich es nicht verdient habe, dass jemand gut zu mir ist. Weil ich mich selbst abwerte und weil ich nicht verstehe, dass man so gut zu mir sein kann.

Zur Zeit halte ich kaum das Alleinsein aus. Aber bald hat das hoffentlich ein Ende und ich werde mein erstes eigenes Zuhause finden. Denn in einer Woche kann ich mich in einer betreuten WG vorstellen. Ich bin jetzt schon aufgeregt. Aber das wird sicherlich gut werden. Ich bin da ganz optimistisch. Die zuständige Frau, mit der ich telefoniert habe, klang sehr, sehr nett. Ich freue mich auf diesen Termin.

Die vergangenen Tage ziehen ziemlich chaotisch und unbemerkt an mir vorbei. Es geht mir nicht gut, ich durchlebe dissoziative Zustände und registriere die Hälfte meiner mich umgebenden Welt gar nicht. Es sieht alles aus wie im Nebel und ich erinnere nicht einmal mehr, was ich am Vortag gemacht habe. In mir nur Nebelschwaden und weiße Leinwände voller Nichts an Erinnerung. Ich weiß noch nicht einmal was heute Vormittag war. Mein Kopf ist vollgestopft mit weißer Watte.

Und so sitze ich also gerade mit Richy auf der Couch. Er atmet ruhig, ich konzentriert. Er wirkt entspannt, während ich versuche klar zu bleiben. Ich atme ein. Ich atme aus. Atmen kann so schwerfallen!

Am liebsten würde ich wieder zu meinen Eltern fahren. Ich erinnere mich an Dr. R. wie er einmal zu mir sagte „Zuhause ist da, wo die Scheiße bekannt ist“, er war ein großartiger Psychologe und musste leider viel zu früh schon von dieser Welt gehen. Ich fühle mich „dort“, wo die Scheiße bekannt ist, zwar nicht wohl, aber ich weiß was mich erwartet. Und das ist es wonach ich mich sehne, nach Bestand und Halt. Egal ob er weh tut oder nicht. Mir fällt der Satz ein „lieber geschlagen, als gar nicht berührt“ und ich merke, wie ich mich „nachhause“ gezogen fühle. Aber ich würde mich dort schämen, wenn ich schon wieder dort ankomme und schon wieder nicht durchgehalten habe. Denn meine Mutter ist, glaube ich, immer froh, wenn ich nicht da bin. Und das ist gar nicht immer unbedingt böse gemeint. (Angeblich!)

Werde ich nun nachher zu meiner Gastfamilie fahren? Oder traue ich mich doch heim zu fahren und zu sagen, dass ich nicht durchgehalten habe? Bei meiner Gastfamilie werde ich heute niemanden mehr sehen, beide sind bis in die Nacht hinein fort und ich merke schon wieder, wie ich mir meine Entschuldigungen und Ausreden zurecht lege, warum ich dann doch zu meinen Eltern gefahren bin.

Es müsste ja gar nichts Schlimmes sein nachhause zu gehen, wenn ich nicht wüsste, dass es meiner Mutter recht wäre, wenn ich nicht da bin und das ist es auch, was mich gewaltig unter Druck setzt. Mein Vater hingegen würde sich freuen.

Ich habe momentan einfach kein Zuhause und das macht mich fertig. Ich bin willkommen bei meiner Freundin und bei meiner Gastfamilie und das hält mich am Leben! Und es gibt warm. Aber trotzdem sehne ich mich nach einem Ort, der mir Heimat wird.

Heimfahren oder nicht?!

„LASS LOS. GLÜCK FÜHLT SICH ANDERS AN!“

Ein schöner Satz und er passt zu meiner Unsicherheit heute. Wo fahre ich nach dem Lernen hin? Fahre ich wieder in mein neues Zuhause oder zu meinen Eltern?

Ich wäge ab und habe eine 4-Felder-Liste erstellt:

Pro (Eltern)
– meine Katze
– ich muss morgen um halb acht am Stall sein
– Ehrgeiz es dort zu schaffen
– Wäsche waschen
– Buch holen

Contra (Eltern)
– Absturzgefahr
– Sorge vor dysfunktionalem Verhalten
– Frau V. hat mit ihrem Tipp Recht

Pro (neues Zuhause)
– schwierig bei meinen Eltern
– hier bin ich stabil
– schlafe hier gut
– fühle mich so wohl hier
– hier ist eine schöne Stimmung

Contra (neues Zuhause)
– morgen dann sehr früh morgens lange Autofahrt
– will nicht zur Last fallen

Es lässt sich nicht so eindeutig oder leicht entscheiden was ich tun soll. Das Pflichtbewusstsein ruft mich zu meinen Eltern, aber genau da kommt der obig zitierte Satz ins Spiel: lass los, Glück fühlt sich anders an. Und auch meine Eltern werden lernen müssen, dass ich mich losmache von „daheim“. Sie gehen auch wirklich gut damit um.

Eines ist klar, ich fahre nur heim, wenn ich mich heute Abend, nach dem Lernen bei B. dazu in der Lage sehe es bei meinen Eltern ohne dysfunktionales Verhalten zu schaffen. Ich bin ja ganz frei. Ich nehme alle Sachen mal mit und entscheide dann, wenn es soweit ist. Und ich will vor allem auch B. um Rat fragen.

Es gibt ohne Zweifel eine Kraft, die mich heimzieht. Ich wäre gerne bei meiner Katze und auch sonst kann ich leider nicht leugnen, dass das „Alte/ Bekannte“ nicht, trotz aller Zerstörungskraft, etwas Anziehendes auf mich hat. Auch meine Großeltern zu sehen wäre schön. Das könnte ich aber auch morgen.

Schwierig. Schwierig. Ich warte ab was sich nachher richtig anfühlt!
Habt ihr einen Rat?

in meiner Seele sind die Rollos unten…

Gestern erreichte mich ein Anruf und damit die Nachricht, dass ich noch ganze vier Wochen bis zum Vorstellungstermin warten muss. Das Telefonat war schon wirklich schwierig, schließlich war ich nicht mehr ganz nüchtern. Geklappt hat es dennoch. Ich bin sehr traurig, dass ich nun wieder in der Warteschleife hänge. Es ist nur immerzu ein Warten und Warten.

Leider ist auch dieser Termin noch lange keine Zusage. Es wird dann abgewägt ob ich wo hineinpasse und ob sie mir etwas anbieten können grundsätzlich. Es ist also weiterhin alles in der Schwebe. Ich habe keine Gewissheit. Ich kann auf nichts zu leben. Es wäre so viel leichter, wenn ich wüsste, dass ich im Januar umziehen kann, dann hätte alles einen Plan, es gäbe einen Fokus. Aber so hänge ich, panisch zappelnd, in der Luft. Und von unten schnappen die Alligatoren nach mir.

Aber wisst ihr, was mir grade einfällt und auffällt?
Es wäre doch viel besser die Zeit nicht mit Warten zu verbringen, sondern viel mehr die Zeit die dazwischen liegt positiv für mich zu nutzen. Das ist echt verdammt schwer, aber ich finde es ein schönes Vorhaben.

Das nehme ich mir vor! Die Zeit nutzen. Nicht zu warten, bis was gut wird. Sondern was tun, dass was entstehen und gut werden kann. Raus der Lethargie!!!

Mein Hauptproblem ist meine andauernde Dissoziation, aus der ich immer nur kurz herauskomme. Ich bin gelähmt, habe den Rolladen unten, nehme mir vor heute nichts zu trinken und denke doch darüber nach, wo ich am besten den Wein kaufe. Oder habe ich sogar noch welchen da? Nein, sage ich mir: heute wirklich!

Ja, die dissoziativen Zustände beeinflussen meinen kompletten Tag, weil ich viele Dinge die ich tue, hinterher nicht mehr erinnere. Gestern war ich einkaufen und ich wusste das heute nicht mehr, das sind so peinliche Momente, aus denen ich der Familie gegenüber kaum ungeschoren heraus komme. Es fällt einfach auf, wie „zerstreut“ ich bin. Ich habe übrigens schöne Kleidung gekauft, allerdings wäre ich so spontan nie drauf gekommen mir Leggins und Röcke zu kaufen. Ich laufe gerade irgendwie schief!

(Sieht aber echt gut aus!)

Dass ich dazu noch krank bin und mit Halsschmerzen und starkem Schnupfen mehr herumliege, als in der Senkrechten zu sein, macht die ganze Sache kein bisschen besser. Eigentlich bin ich für heute Abend zum joggen verabredet, aber ich glaube das kann ich knicken, das wird meinem Körper nicht gut tun.

Ich bin so dankbar, dass all die lieben Menschen aus der Klinik weiterhin für mich da sind und mir helfen. Ich bin nicht mehr alleine, ich muss da nicht mehr alleine durch! Ich bin nicht mehr einsam. Und wenn ich in Not bin, dann kann ich auf Station anrufen oder wie gerade, bei der Sozialarbeiterin, oder ich schreibe Mails an meine Bezugspflegerinnen oder treffe sogar Schwester B. Am Sonntag hatte ich Besuch von einer Mitpatientin mit ihrer Familie und heute wie gesagt das Laufen, auch mit einer Mitpatientin von mir. Eigentlich will ich das wirklich nicht absagen. Ich werde es versuchen und morgen fahre ich zu B. und wir gehen wieder mit Hund Kleo spazieren.

Ich merke gerade, dass ich mich, seit ich bei Frau D. (Sozialdienst der Klinik) am Telefon gerade so schrecklich habe weinen müssen, wie ein wenig befreit bin. Es war richtig zuad602bb89700c1e8dd8edd035f6621f5 weinen, es war okay zu weinen. Und am Freitag habe ich nachmittags wieder Therapie.

Ich bin nicht alleine!
Ich mache das gut.
Und ich gebe jeden Tag mein Bestes, so gut ich kann!
Ich bin nicht alleine.
Es ist alles in Ordnung.
Ich mache das wirklich sehr gut!

Es ist wirklich düster in mir drin, aber ich habe jetzt verstanden, dass ich die viele übrige Zeit doch gut FÜR MICH nutzen kann. Ich kann mir Gutes tun, schöne Dinge erleben.

Ich darf versuchen glücklich zu sein. Obwohl meine Situation gerade wirklich mies ist.