Gestern erreichte mich ein Anruf und damit die Nachricht, dass ich noch ganze vier Wochen bis zum Vorstellungstermin warten muss. Das Telefonat war schon wirklich schwierig, schließlich war ich nicht mehr ganz nüchtern. Geklappt hat es dennoch. Ich bin sehr traurig, dass ich nun wieder in der Warteschleife hänge. Es ist nur immerzu ein Warten und Warten.
Leider ist auch dieser Termin noch lange keine Zusage. Es wird dann abgewägt ob ich wo hineinpasse und ob sie mir etwas anbieten können grundsätzlich. Es ist also weiterhin alles in der Schwebe. Ich habe keine Gewissheit. Ich kann auf nichts zu leben. Es wäre so viel leichter, wenn ich wüsste, dass ich im Januar umziehen kann, dann hätte alles einen Plan, es gäbe einen Fokus. Aber so hänge ich, panisch zappelnd, in der Luft. Und von unten schnappen die Alligatoren nach mir.
Aber wisst ihr, was mir grade einfällt und auffällt?
Es wäre doch viel besser die Zeit nicht mit Warten zu verbringen, sondern viel mehr die Zeit die dazwischen liegt positiv für mich zu nutzen. Das ist echt verdammt schwer, aber ich finde es ein schönes Vorhaben.
Das nehme ich mir vor! Die Zeit nutzen. Nicht zu warten, bis was gut wird. Sondern was tun, dass was entstehen und gut werden kann. Raus der Lethargie!!!
Mein Hauptproblem ist meine andauernde Dissoziation, aus der ich immer nur kurz herauskomme. Ich bin gelähmt, habe den Rolladen unten, nehme mir vor heute nichts zu trinken und denke doch darüber nach, wo ich am besten den Wein kaufe. Oder habe ich sogar noch welchen da? Nein, sage ich mir: heute wirklich!
Ja, die dissoziativen Zustände beeinflussen meinen kompletten Tag, weil ich viele Dinge die ich tue, hinterher nicht mehr erinnere. Gestern war ich einkaufen und ich wusste das heute nicht mehr, das sind so peinliche Momente, aus denen ich der Familie gegenüber kaum ungeschoren heraus komme. Es fällt einfach auf, wie „zerstreut“ ich bin. Ich habe übrigens schöne Kleidung gekauft, allerdings wäre ich so spontan nie drauf gekommen mir Leggins und Röcke zu kaufen. Ich laufe gerade irgendwie schief!
(Sieht aber echt gut aus!)
Dass ich dazu noch krank bin und mit Halsschmerzen und starkem Schnupfen mehr herumliege, als in der Senkrechten zu sein, macht die ganze Sache kein bisschen besser. Eigentlich bin ich für heute Abend zum joggen verabredet, aber ich glaube das kann ich knicken, das wird meinem Körper nicht gut tun.
Ich bin so dankbar, dass all die lieben Menschen aus der Klinik weiterhin für mich da sind und mir helfen. Ich bin nicht mehr alleine, ich muss da nicht mehr alleine durch! Ich bin nicht mehr einsam. Und wenn ich in Not bin, dann kann ich auf Station anrufen oder wie gerade, bei der Sozialarbeiterin, oder ich schreibe Mails an meine Bezugspflegerinnen oder treffe sogar Schwester B. Am Sonntag hatte ich Besuch von einer Mitpatientin mit ihrer Familie und heute wie gesagt das Laufen, auch mit einer Mitpatientin von mir. Eigentlich will ich das wirklich nicht absagen. Ich werde es versuchen und morgen fahre ich zu B. und wir gehen wieder mit Hund Kleo spazieren.
Ich merke gerade, dass ich mich, seit ich bei Frau D. (Sozialdienst der Klinik) am Telefon gerade so schrecklich habe weinen müssen, wie ein wenig befreit bin. Es war richtig zu
weinen, es war okay zu weinen. Und am Freitag habe ich nachmittags wieder Therapie.
Ich bin nicht alleine!
Ich mache das gut.
Und ich gebe jeden Tag mein Bestes, so gut ich kann!
Ich bin nicht alleine.
Es ist alles in Ordnung.
Ich mache das wirklich sehr gut!
Es ist wirklich düster in mir drin, aber ich habe jetzt verstanden, dass ich die viele übrige Zeit doch gut FÜR MICH nutzen kann. Ich kann mir Gutes tun, schöne Dinge erleben.
Ich darf versuchen glücklich zu sein. Obwohl meine Situation gerade wirklich mies ist.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …