Meine Seele schmerzt so sehr!

Es ist immer noch ein Seelenkater, unter dem ich so schrecklich leide. Ich weine viel und bin tief getroffen, die Augenringe werden groß und färben sich lila und sie schmerzen. Kein Ende in Sicht.

Meine Seele möchte nicht alleine sein. Nicht in solchen Momenten! Und dann kann ich mein Glück nicht fassen, denn ich darf gleich morgen Früh meine Lieblingsbetreuerin sehen. Ich bin dafür so dankbar. Trotzdem bin ich viel alleine, viel auf mich gestellt.

Zum Seelenkater hinzu gehört wohl auch der schlechte Schlaf.

Zudem bin ich unruhig. Wahrscheinlich auch, weil ich mich morgen wiegen darf. Was mache ich wenn ich nicht abgenommen habe?!

Aber jetzt erstmal eins nach dem anderen. Der Seelenkater braucht gute Pflege. Ein paar hundert Gramm mehr oder weniger, fallen da.. „Achtung! Wortspiel“ nicht ins Gewicht.

Ich glaube, dass ich nicht weit weg davon bin zusehen zu müssen wie ich, wie ein Kartenhaus in mir zusammen falle.

Outpatient – wie ist es eigentlich daheim?

Aktuell komme ich ziemlich gut zurecht. Meine Lieblingsbetreuerin ist im Urlaub für vier Wochen, worunter ich und alle WG-ler irgendwie ziemlich leiden, aber jetzt haben wir schon 2/3 der vier Wochen geschafft, da schaffen wir den Rest auch noch. Meine Strategier dafür? Gefühle wegdrücken. Läuft auch gut.

Ich hatte in der Klinik und in der Fortführung daheim 10 kg zugenommen. Aber seit meinem Juli-Projekt mit meiner besten Freundin habe ich davon jetzt wieder 3,4 kg abgenommen, was ich für knapp 3 Wochen ziemlich gut finde.

Ich gehe, wenn ich aus meiner Lethargie herausfinde, spazieren und mache ab und an Freeletics. Letzteres lasse ich aber ziemlich schleifen. Heute habe ich mich mit meinem Vater zu einem Ausflug verabredet, worauf ich mich schon freue.

Was das Essen angeht kompensiere ich darüber viel. Ich habe jetzt auch wieder ambulante Therapie, wir sehen uns alle zwei Wochen. Das ist super für mich. Auch soll es eine stabilisierende und vorerst keine aufdeckende Therapie werden. Erfreulicher Weise wurde die Langzeittherapie bewilligt.

Es geht mir wirklich ganz gut und ich bin sogar so mutig, dass ich mich morgen mit einer mir bis dato unbekannten Betreuerin treffe. Ich habe auch schlechte Momente. Zum Beispiel brauche ich oft Bedarf und gehe meist gegen 15/ 16 Uhr ins Bett (wirklich!). Aber dafür sind die Morgende gut und ich spare mir so das Abendessen. Natürlich lenkt die Essstörung mal wieder echt gut ab. Aber damit bin ich zufrieden. Und was mein Gesamtempfinden angeht: bin ich glücklich.

Mit meinen Eltern komme ich super aus und manchmal übernachte ich auch dort. Ich bin wieder häufiger im Stall und liebe mein Pferd über alles. Er freut sich immer und wir gehen reiten oder spazieren. Das ist wunderschön.

Ihr seht: es läuft gut für mich und da kann man Tiefschläge und schlechte Tage und Momente auch irgendwie aushalten und überstehen.

15 neue Stiche – Selbstverletzung TW und Gefühle

Gestern Abend war es wieder soweit. Nach 28 Tagen ohne Selbstverletzung, ist es wieder „passiert“. Natürlich klingt das zu passiv für eine solche Handlung, wenn man „passiert“ schreibt. Aber „ich habe es getan“ würde eben so wenig passen, weil ich nicht mehr Herrin über meine Emotionen war. Von dem her ist es doch viel eher „einfach geschehen“.

Natürlich gab es Anschiss bzw. genervte Pflegekräfte (Fr. M. und Fr. A.) aber so alles in allem waren dann doch alle fair (abgesehen von den gerade Genannten, die aber einfach ohne mich schon gestresst waren).

In der Chirurgie wurde ich sehr nett behandelt und der Unfallchirurg verpasste meinem rechten Unterschenkel 15 schöne, blaue Stiche in Knopfnaht. Außerdem habe ich gelernt, dass die Stiche unter der Haut intracutan heißen. So war all das Chaos sogar noch lehrreich.

Ich wurde hier auf Station notdürftig versorgt und ein Transport fuhr mich dann im Rollstuhl zur Notaufnahme hin und brachte mich nach der Naht wieder zurück. Meine Schuhe habe ich eingesaut, die sind voller Blutstropfen. Aber das bekomme ich wieder raus (in der Waschmaschine).

Aktuell muss ich seit gestern auf Station bleiben. Heute kommt dann die Oberärztin auf mich zu, zu einem Gespräch und dann sehen wir, wie die Ausgänge weiter geregelt werden. Wann sie aber kommt weiß man nicht. Ich hoffe es ist eine Nette. Ich habe da schon doofe Erfahrungen gemacht.

Eigentlich hätte ich heute Tagesurlaub. Aber das lasse ich ausfallen. Ich bin zu fertig mit den Nerven. Aufs Klinikgelände aber, würde ich schon gerne gehen dürfen. Wobei mir „kein Ausgang“ irgendwie Sicherheit gäbe. Aber das bringt mich ja nicht weiter.

Momentan warte ich auf die Wirkung von 600 mg Ibuprofen und kühle die Wunde mit einem Kühlakku. Ich habe zu gestern über 1 kg abgenommen, was mich froh macht. Auch wenn das von meinem Geburtstag her noch viel Mageninhalt war.

Verbandsmaterial habe ich mir bei einer meiner Lieblingspflegerinnen schon geholt und so starte ich vorbereitet in den Tag. Jetzt hole ich mir erstmal einen Kaffee. Und im Laufe des Tages setze ich mich dann an meine Verhaltensanalyse.

Eine Pflegerin (Frau R., eine meiner Lieblingspflegerinnen) sagte, dass es Zeit wird, dass ich hier raus komme. Und ja… ich freue mich auf meine Entlassung. So in etwa zwei bis drei Wochen soll es soweit sein. Ich möchte heim! Auch wenn der UC (Unfallchirurg) der Meinung war, dass eine Selbstverletzung das wahrscheinlich nicht beschleunige und leichter mache: wir werden sehen.

Das Schönste am Ganzen? Der junge Mann von der anderen Station hat mir zugewunken, als ich im Rollstuhl saß und auf den Transport wartete. Ich würde ihn so gerne kennenlernen. Ich mag ihn. Wie er wohl heißt?

Inpatient. Back to hospital. Tag 2

Am Morgen war nochmal ein Arzt bei mir. Ich bekomme jetzt fest angesetztes Tavor und habe Tavor auch im Bedarf. Ich bin jetzt etwas ruhiger und muss nicht mehr immerzu weinen.

Gerade gab es Mittagessen. Kartoffel-Eintopf oder so. Und einen Quarktraum danach. Jetzt sehe ich fern. Zum Ablenken, meint der Pfleger. Ich kann mich darauf aber nicht konzentrieren. Schreibe lieber. Und bin auch mittlerweile schon wieder in meinem Zimmer.

Ich stehe unter starkem Druck. Aber ich habe ja versprochen, dass ich mir nichts antue. Spätestens dann muss ich mich melden. Ich werde mich gleich wieder ins Bett verkrümeln. Ich kann nicht mehr. Hier draußen zu sitzen strengt mich zu sehr an.

Meine ambulante Therapie, die so schwierig war, dass ich hier her musste, kann ich so jedenfalls nicht weiterführen. Ich muss darüber nachdenken. Überlegen was für Lösungen es gibt.

Da die Pfleger sich Sorgen machen, soll ich nachher nochmals mit einer Ärztin sprechen. Ich lese und schreibe gerade, bis die Ärztin mich aufsucht. Hauptsache ich kann hier bleiben.

Heute bekomme ich lieber noch keinen Besuch, glaube ich. Vielleicht dann morgen?! Ich weiß es noch nicht.

*Trigger*: geschnitten und genäht

Es war mal wieder soweit. Ich habe tief geschnitten. Wurde zusammengeflickt und versuche es durchzustehen. Ohne Krisenintervention.

Morgens geht es mir sehr gut, abends stecke ich in der Krise meines Lebens. Jeden Tag neu. Morgens so. Abends so. Jeden, verdammten, scheiß, Tag!

Aber der Arzt und die Arzthelferin waren unglaublich liebevoll und sehr nett. Ich wurde noch nie so liebevoll betreut beim Nähen.

Und jetzt kämpfe ich. Für mich. Für mein Leben. Ja, vielleicht kämpfe ich sogar um mein Leben.

Das bin ich und ich bin Borderline-Patientin 

Das bin ich. Ich bin 28 Jahre alt, beziehe volle Erwerbsminderungsrente und bin psychisch schwer krank. Ich leide unter rezidivierend depressiver Störung mit momentan schwerer Episode, ich habe das Asperger-Syndrom, eine Posttraumatische-Belastungsstörung. Kämpfe mit einer Essstörung. Und ich habe Borderline.

Das sage ich gerade zum allerersten Mal so offen und öffentlich: Ich habe Borderline! Und es ist okay!

Dear Borderline, ich nehme dich an. Ich höre auf dich zu verstoßen und anerkenne deine Berechtigung in mir zu sein. Ich will dich, in deinen guten Seiten, wieder lieben und ehren. Ich will von dir und mit dir gemeinsam lernen. Ich möchte mit dir zu einer Einheit werden. So dass wir uns nicht mehr jede Sekunde lang so bitter und heftig bekämpfen müssen, sondern uns stützen und füreinander da sind, wir aufhören können uns so unerbittlich zu hassen.

Ich empfinde wieder Frieden, wenn ich an dich denke. Und endlich begreife ich, dass ich nicht falsch bin und dass du es ebensowenig bist. Wir sind beide okay, Borderline. – wir sind beide okay. Und es ist nicht ohne Sinn, dass wir zu einem Team gemacht wurden.

Ich bin 28 Jahre alt. Und ich bin Borderline-Patientin. Das macht mich zu einem hoch sensiblen, empathischen und liebenden Menschen und ich habe unglaublich viel zu geben!