Ich wohne jetzt alleine

vor fast 8 Wochen, habe ich meine erste richtige eigene Wohnung bezogen und ich bin unfassbar glücklich und dankbar für diese Möglichkeit und Chance.

Hier ist es jetzt so sauber wie ich das brauche. Ich bin raus aus der WG, in der die „Hygiene-Standards“ doch sehr oft zu wünschen übrig ließen. Und… ich fühle mich hier so wohl wie noch niemals irgendwo zuvor in meinem Leben.

Es ist ein Geschenk! Ich wurde beschekt!! Wir wurden beschenkt!

Mit viel Unterstützung durch meine Familie haben wir es hier total schön gemacht. Wir haben gestrichen, geputzt (und nochmal geputzt, brr… das war teilweise echt eklig) und auch beim Umzug selbst hatte ich grenzenlose Unterstützung. Das war schon besonders.

Meine Betreuung, jetzt in den eigenen 4 Wänden zu haben, hilft mir sehr. Ich glaube ich bin freier und zugänglicher?! Vielleicht?

Bevor ich hier her zog, war ich sehr viel bei meinen Eltern, gerade auch über Nacht und seit ich in meinem eigenen Reich bin, war das keine einzige weitere Nacht mehr notwendig und das macht mich stolz. Seit 55 Nächten schon! Gewaltig, oder?

Ich bin jetzt auch ganz nah bei den Pferden und fahre oft mit dem Rad hin oder jogge hin, miste und füttere und jogge wieder zurück (das sind pro Strecke etwa 5,5 km).

Ich wohne mitten in der Stadt und habe doch totales „Land-Feeling“. Ich sehe in den Garten hinaus auf eine alte Scheune (aus roten Backsteinen) und habe viel Grün um mich herum. Ich habe sehr nette Nachbarn und einen Parkplatz direkt vor dem Haus. Ich habe eine Terrasse, auf der schon die ersten eigenen Blumen und Kräuter stehen und lebe total ruhig im mittleren Haus eines 3er-Reihenhauses mit je 4 Partien. Es ist so schön. Vor allem war das Schicksal mit mir, dass ich in der aktuellen Wohnungssituation überhaupt etwas finden konnte. Ich weiß dieses Glück sehr zu schätzen.

Was mir nun schmerzlich bewusst wird ist, dass ich meine verletzte Seele mitgenommen habe. Die Anfangseuphorie hat sich längst gelegt – ich bin zwar immer noch sehr, sehr dankbar für alles, aber ich merke, dass ich selbst eben auch mit umgezogen bin.

Ich benötige gerade die volle Pallette Bedarf, schlafe furchtbar schlecht und jede Nacht mit Alpträumen. Ich stehe nachts bis zu 3 Mal unter der Dusche um auch die Flashbacks irgendwie wieder zurückzudrängen. Das Wasser steht dann auf eiskalt.

In der Betreuung kommen wir hier viel besser voran als das in der WG noch der Fall war und es gab, in den vergangenen 7 Wochen, genau zwei Momente in denen ich wehmütig an die WG zurückdachte. Ansonsten bin ich mit meiner Entscheidung im Reinen und realisiere das alles erst so nach und nach.

Ich bin: dankbar, glücklich, bewegt, traurig, mutig und angespannt. Bin euphorisch, hektisch, schwach, zufrieden. Überwältigt, beschenkt, stark, voller Angst… und bin noch so viel mehr.

Die Depressionen sind noch da. Die Essstörung sehr ausgeprägt. Ich stehe unter Druck, habe auch einen starken Leidensdruck. Oft stehe ich neben mir. Bekomme viel nicht so richtig mit. Die DIS zeigt sich anders, die kPTBS bleibt mir erhalten. Depressionen lassen sich nicht leugnen, genauso wenig wie die Tatsache, dass ich zu viele Medis nehme und die Wechselwirkungen Mist sind.

Aber, trotz allem: ich bin dankbar & ich bin glücklich!!!

Und jetzt starte ich mit Spannung die Phase in der ich realisiere wo ich bin und wie beschenkt ich bin.

Danke, Leben! Du hast was gut bei mir!

Psychiater-Termin

Letzte Woche war meine Betreuerin mit mir zusammen bei der Psychiaterin. Sie war sicher, dass wir auf Verständnis stoßen. Aber dem war dann doch nicht wirklich so. Es gab einen Punkt, an dem ich dachte und das Gefühl hatte, dass meine Betreuerin und meine Psychiaterin sich richtig angelegt haben. Ich habe viel geweint in diesem Termin.

Irgendwann ging es dann um die Medikamente und dass wir drastisch und radikal reduzieren müssten. Wir haben uns geeinigt, dass wir das Haldol ganz streichen und ich habe, wieder daheim, meiner Betreuerin auch gleich die ganze restliche Packung (70-80 Stück etwa) mitgegeben. Meine Betreuerin wollte sie erst noch bei mir lassen, aber ich sagte zu ihr „ich brauche sie nicht mehr“. Und ich habe diese (das war am Montag, also vor genau einer Woche), nicht ein Mal vermisst.

Die zwei Tage nach diesem Termin waren für mich sehr, sehr schwierig. Meine Betreuerin und mein Betreuer haben mich aufgefangen, aufgebaut und waren einfach für mich da. Das hat mir geholfen wieder auf die Beine zu kommen. Gerade auch deren Haltung und Meinung zu diesem Termin war stabilisierend.

Ende der vergangenen Woche, kam dann ein Arztbrief, von meiner Psychiaterin, der namentlich an meine Hausärztin gerichtet ist. Ich gehe davon aus, dass dieser Brief auch an sie gesendet wurde und habe mich kurzzeitig gefragt, ob ich dazu überhaupt mal eingewilligt habe. Ich bekam den Brief am Sonntag, als ich wieder in die WG kam und er hat mich erschreckt und mich auch wütend gemacht. Es hat aber auch sein Gutes, denn ich bin nicht der Meinung, dass ich Tavor abhängig bin. Ich habe alle Tavor zusammengesucht (jedes kleine Milligramm) und werde diese heute meinem Betreuer aushändigen. Ich will sie nicht mehr sehen und wenn sie nicht mehr hier herumliegen, komme ich auch nicht in Versuchung.

Was mir neu war ist, dass ich eine „bipolare Störung“ haben soll. Und dass ich eine „schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen“ habe, entspricht auch nicht meinem Empfinden. Im Gegenteil ging es mir die letzte Zeit recht gut und psychotisch war ich auch nicht. Ich warte nun gespannt darauf, was mein Betreuer und meine Betreuerin zu dem Brief sagen. Außerdem sei, laut meiner Psychiaterin, ein stationärer Klinikaufenthalt indiziert.

Ich habe mich gegen einen Klinikaufenthalt ausgesprochen, weil ich mich nicht in Not sehe. Zudem auch aktuell gegen eine ambulante Therapie, da ich 5 Stunden Betreuung in der Woche habe und mich eine Traumatherapie destabilisieren würde. Das sah meine Psychiaterin letztlich auch so, aber eine Verhaltenstherapie fände sie gut und es hätten sich mehrere neue Therapeuten neu niedergelassen. Darüber werde ich nachdenken.

Ich glaube, dass alle Beteiligten (meine Betreuer und meine Psychiaterin) sich Gedanken und auch Sorgen um mich gemacht haben und dass sie alle gute Absichten haben und mir Gutes wollen. Es war nur jetzt alles so heftig und so schockierend für mich, dass ich das kaum verarbeiten konnte. Erst jetzt, wie ich diesen Beitrag schreibe, bekomme ich eine gesunde und distanziertere Haltung zu den ganzen Erlebnissen.

Der Brief… so hart er sich liest, ist vielleicht auch ein Alarmzeichen für mich gewesen. Zumindest zeigt er mir, was auch meine Psychiaterin sagte, dass ich zu viele Medikamente nehme und dass das nicht gut für meinen Körper ist. Das habe ich verstanden und ich habe drastisch reduziert. Kein Haldol mehr, kein Tavor mehr.

Meine Psychiaterin hat mich dieses Mal erst zum 3. Mal gesehen. Meine Betreuerin sagte mit Recht, dass sie mich 3 x in der Woche sehen, seit fast 4 Jahren. Es ist schnell klar, wer mich besser kennt. Ich vertraue meinen Betreuern sehr. Es war alles so schockierend und verstörend. Aber die dringende Notwendigkeit meine Medis reduzieren zu müssen, habe ich verstanden und sie bereits in die Tat umgesetzt. Ich hatte meine Psychiaterin noch gefragt was ich als nächstes, nach dem Haldol, reduzieren solle. Darauf antwortete sie, dass das bis zum Termin in 3 Monaten reicht. Das fand ich komisch. Das Tavor lasse ich also aus absolut und freien Stücken weg.

Ich glaube darauf kann ich stolz sein!

Was? 6 1/2 Monate ist das schon her?

In den vergangenen 6 1/2 Monaten ist viel passiert und gleichzeitig doch auch Einiges beim Alten geblieben. Es ist nun tatsächlich aber so viel Zeit seit Mai vergangen, seit ich meinen letzten Beitrag hier schrieb…

Ich habe in der Zwischenzeit meiner Mitbewohnerin A. nackt aus der Badewanne geholfen, ich habe mich über nicht gemachte Dienste von C. geärgert und bin gleichzeitig manchmal voller Demut und denke, dass ich es dennoch doch echt gut hier habe. Wirklich gut!!!

Vor genau einer Woche hatte ich einen Termin bei meiner Psychiaterin und es war einfach nur verstörend. Sie hat mir dann Ende der vergangenen Woche noch einen Arztbrief geschrieben und ich wurde wütend beim Lesen, war irgendwann aber nur noch verzweifelt.

In gemeinsamer Übereinkunft haben wir schon letzte Woche ein Medikament abgesetzt (Haldol) und ich habe die noch fast volle Packung meiner Betreuerin mitgegeben. In diesem Atemzug wurde mir dann (insbesondere durch den Brief) auch klar, dass ich komplett vom Tavor weg möchte und so habe ich alle Rücklagen zusammen gesucht und gebe sie heute meinem Betreuer mit. Das sind 1 1/2 Packung Expidet 2,5 mg und zwei Packungen und ein paar Zerquetschte mit 1 mg. Weg damit. Ohne ein einziges Milligramm Ausnahme.

Außerdem ist heute Tag 3 ohne Erbrechen, was mich ziemlich stolz macht. Seit etwa 3 bis 4 Wochen haben meine Betreuer meine beiden Waagen bei sich. Ich hatte sie nur zwischenzeitlich einmal um mich zwischen zu wiegen und ich kann wirklich spüren, dass ich ein positiveres Körpergefühl bekomme. Ich fühle mich erheblich besser, auch wenn ich mich trotzdem lieber morgen als übermorgen wieder wiegen würde. Ambivalenz!

Zu meinem Psychiatertermin schreibe ich noch einen gesonderten Beitrag. Ich werde wohl noch brauchen, bis ich das verarbeitet habe. Ich war selten so verzweifelt in einem Termin. Meine Betreuer stehen mir aber bei und ich werde das schaffen. Ich kann ja jetzt beweisen was in mir steckt. Manchmal denke ich, dass ich erst richtig auf die Fresse fliegen muss, dass ich dann etwas grundlegend verändere. Insofern hat vielleicht alles auch sein Gutes.

Der Eisstiel im Wohnzimmer

Es gibt so Dinge, die mir einfach nicht in den Kopf wollen.

Meine Mitbewohnerin A. lebt sehr… sagen wir -intensiv- in unserem WG-Wohnzimmer. Alles mögliche liegt auf dem Boden. Abgekratzte Tapete, die sie mit dem Schaukelstuhl abgeschabt hat, Landlust-Zeitschriften, ein Jahresabonnement der Flow. Kunstartikel, Farben, Blätter. Durchaus sehr schöne kreative Dinge dabei, denn das kann A.

Aber dann kommen wir zum Müll, den ich im Eisstiel zusammenfassen werde. Warum (?) lässt A. Ihre Eisstiele einfach achtlos und unkollegial auf den Boden fallen. Warum? Das hat so etwas provokatives für mich, immer noch, obwohl ich jetzt fast schon drüber weg bin.

Was ich absolut nicht einsehen kann ist: dass meine Betreuerin jetzt für A. aufräumt, weil die es nicht mehr schafft. Es geht mir nicht darum, dass es A. nicht mehr schafft. Das ist okay und vielleicht Teil ihrer Erkrankung. Aber zu A. kommt jemand zum Putzen, warum lässt sie die das nicht machen… ihr blutverschmiertes Klo lässt sie ja auch von jenen putzen, die vom Pflegedienst kommen.

Worauf ich raus will ist, dass ich es nicht nachvollziehen kann, dass meine Betreuerin solche Sachen für A. putzt. A. macht es sich so verdammt einfach. Und ich will da für meine Betreuer einstehen.

Mir geht es unterdessen sehr schlecht. Ich kämpfe. Wünschte ich bekäme heute Hilfe. Ich reiße mir jeden Tag Beine aus, um niemanden zu belasten und das zu leisten, was eben zu leisten ist (auch wenn das sehr oft trotz großer Mühen nicht klappt).

Meine Betreuerin ist mir halt wichtig. Ich würde sie gern schützen können. Aber ich mische mich da in Dinge ein, die mich nichts angehen.

Ich hoffe, dass ich heute ohne dysfunktionales Verhalten auskomme. Ich habe vorher meine längste Narbe berührt und bin diese mit Hochachtung, ganz bewusst, ganz langsam langgefahren. Sie geht fast vom Knie bis zum Knöchel, den ganzen Unterschenkel entlang. Damals hatte ich eine Drainage. Das war „mein bester Schnitt“, neben dem, der getackert wurde.

Ich versuche mich abzulenken. Habe heute noch nichts gegessen, war aber schon 9 km Joggen. Ich sehe tvnow, habe geduscht (Wechselduschen), komme aber nicht über mich hinweg.

Ich würde meine Betreuerin jetzt auch gerne sehen 😭.

Leider geht das heute wahrscheinlich nicht mehr. Dafür habe ich morgen schon um halb 9 einen Termin bei ihr und darauf freue ich mich sehr.

Mein Betreuer Herr Lustig sagte gestern zu mir, dass er es toll finde, dass ich da so für meine Betreuer einstehe, was A. angeht. Das war ein schöner Moment, der mir Kraft gegeben hat.

Im Briefkasten war nichts für mich dabei.

„Erinnerst du dich noch daran, dass der Druck immer irgendwann auch wieder weg geht?“, frage ich mich selbst und ich weiß, dass er nachlassen wird. Aber wann? Und wie lange muss ich diesen Zustand noch ertragen?

Ich habe meinem Betreuer eine Mail geschrieben und er hat mir sogar geantwortet. Er konnte mir aber nicht so helfen, wie meine Betreuerin es gekonnt hätte… das muss er ja auch nicht. Nach einem Kontakt zu meiner Betreuerin hätte ich mich jedoch gesehnt, da das Loch heute besonders weh tut, aber heute ist mein Betreuer zuständig.

Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich es aushalten soll! Was? Alles. Mein Leben. Meinen Zustand. Meine Existenz. Ich weiß nicht wie ich aushalten soll, dass ich nicht mehr aushalten kann und dann schließt sich der Kreis auch schon!

Die Sonne scheint, das Leben lacht mich an. Aber wie in einer Art Zwang trete ich es mit Füßen und habe dabei meine schwarze Brille auf. Ich würde so gerne jetzt einfach innerlich aufmachen, lächeln und mich beruhigen. Aber stattdessen tauchen Erinnerungsfetzen auf und ich beiße die Zähne aufeinander um nicht los zu schreien – als könnte ich es.

Am liebsten würde ich den Schmerz rausschneiden. Aber was habe ich davon? Es bleibt nur wieder viel Geld auf der Strecke, das ich für Verbandsmaterial, Steri-Strips und Wundgaze ausgeben müsste. Zum Nähen würde ich ohnehin nicht gehen. Zu unsicher.

Mein Kiefer hängt, weil ich so fest zugebissen habe. Meine Augen streifen über die Buchrücken nie gelesener Bücher. „Jetzt hast du doch Zeit!?“. Ich nehme keins davon aus dem Regal.

Stattdessen sitze ich, wegen des Rentenbescheids, wartend auf meinem Bett und versuche den Krampf aus dem Bein zu bekommen… Ich hab es zu lang angespannt.

Ich habe den Briefkasten schon geleert: es war nichts für mich dabei. Jetzt warte und hoffe ich auf morgen! Und so geht es tagein, tagaus.

2,5 mg Tavor

Es ist 6 Uhr morgens und mein Tag beginnt mit 2,5 mg.

2,5 mg Tavor.

Ich hänge in Panik fest, Tränen schütteln mich und ich kann mich nicht beruhigen. Der Tag hat noch nicht einmal richtig angefangen und ist doch schon irgendwie gelaufen!

Gleich fahre ich mit meinen Großeltern zu den Pferden und bis dahin muss ich wieder Fassung beweisen. Ich kann nicht weinend vor ihnen zusammenbrechen… oder Ähnliches.

Eigentlich ist das der Punkt an dem ich sagen dürfte, dass es mir zu viel ist und ob ich Zuhause bleiben kann. Ich glaube es würde niemand „nein“ sagen (habe ich noch nie probiert). Aber damit würde ich mich viel zu sehr zeigen. Würde mein Innen aufmachen. Wär zu verletzlich.

Werfen mich 1,2 kg Gewichtszunahme so aus der Bahn?

Zum Glück habe ich heute noch Betreuung bei meiner Lieblingsbetreuerin! Ich hatte gestern schon unseren Termin vorbereitet, konnte es dann aber nicht ausdrucken und es auch nicht speichern, weil es nicht mein eigener Laptop war. Aber ich werde es wohl irgendwie noch erinnern und zusammenbekommen.

Jetzt gilt es zu Atmen. Ruhiger werden. Nicht im Strudel abwärts versinken, sondern das Beste aus dem Tag heraus zu holen. Und vielleicht tun mir die Pferde ja gleich auch einfach total gut!

Mein Voni

Es sind wieder so viele Tage ohne einen Beitrag hier ins Land gezogen. Es liegt wohl daran, dass es mir sehr sehr schlecht geht die letzte Zeit. Immer wieder war Klinik eine Option. Aber ich schaffe es bislang ohne.

Meine Lieblingsbetreuerin ist am Dienstag wieder da und bis dahin will ich in jedem Fall durchhalten. Dann entscheiden wir neu. Mein Betreuer aber ist da. Wenn ich in Not bin, darf ich mich sicherlich bei ihm melden!

Gerade war ich mit unserem Hund spazieren. Es war ein schöner Start in den Tag, das Wetter herrlich und ich, nach Wochen, endlich einmal für ein paar Minuten ohne inneren Druck, der mich sonst gerade schier zum explodieren bringt.

Die letzte Woche habe ich hauptsächlich in der ambulant betreuten WG verbracht und war wenig bei meinen Eltern. Das war eine gute Erfahrung. Ich hoffe, dass ich das weiter so machen kann.

Gleich fahre ich dann wieder nach Hause in die WG und nächste Woche steht ein 3er Gespräch mit meinen beiden Betreuern an. Die Woche darauf bin ich mit meiner Betreuerin bei meiner Psychiaterin.

Meine best wirksame Ablenkung ist derzeit Sport. Ich gehe Laufen, Spazieren, mache Freeletics und Workouts mit George Jones. Ein bisschen übertrieben mag es sein. Gestern konnte ich nicht einmal einen Spaziergang zu Ende bringen, weil ich so schwach war.

Ich hoffe sehr, dass der innere Druck und das innere Chaos bald aufhören. Es ist ein ekliges Gefühl und es zerreißt mich fast. Meine Betreuerin sprach von radikaler Akzeptanz und Achtsamkeit und letzterer widme ich mich jetzt: Zeit für eine Meditation mit 7mind!

Inneres Chaos

Um 5:23 Uhr bin ich zu meinem Montagmorgenspaziergang aufgebrochen. Die 10,30 km haben mir total gut getan. Ich starte jetzt ausgeglichen und mit einem klaren Kopf in den Tag (eigentlich). Ich bin quasi jeden Weg in der Siedlung mindestens einmal lang gegangen. Denn im Dunkeln traue ich mich dann doch nicht allein auf die Felder.

Meine Nacht war wenig erholsam, aber das habe ich, Dank meines Spaziergangs, fast schon wieder vergessen.

Nun sitze ich an meinem Schreibtisch, trinke einen Proteinshake, esse Mandarinen und gönne mir zusätzlich noch einen Milchkaffee. Der Tag beginnt ganz gut. Aber auch mit Anspannung.

Die kommenden Tage sind sehr intensiv. Heute Betreuung bei Herrn Lustig, morgen Friseur und am Donnerstag Hilfeplangespräch. Vor allen Terminen bin ich aufgeregt. Und es verlangt mir viel ab, Ruhe ins Innere zu bringen. Kurzum… Es klappt überhaupt nicht. Die Kleinen in mir weinen, die größeren schreien rum. Aber alles zusammen ergibt nur ein dickes Chaos, das ich nicht greifen kann. Und das überschattet auch, dass der Tag eigentlich gut angefangen hat. In mir nur Tumult. Alle wollen sie was sagen. Jeder will etwas äußern. Aber mein Kopf qualmt. Da ist einfach die Kontrolle weg und so handle ich auch für viele aus meinem Umfeld unverständlich. Gerade gelacht, weine ich. Gerade konzentriert, überdrehen plötzlich die Augen. Und so weiter.

Mein Betreuer würde mir sicher helfen können. Und er wird es. Aber er kommt erst in 6 Stunden zu mir. 6 furchtbar lange, einsame Stunden.

Da ich derzeit immer weiter und immer mehr zunehme, tracke ich jetzt mein Essen wieder. Ich bin ja gespannt ob es was bringt. Es sind einfach der Süßkram bei meinen Eltern, das maßlose Stopfen, wenn ich daheim bin und die elende „zwischendurch“ Esserei.

Durch das tracken erhoffe ich mir mehr Kontrolle. Vielleicht kommt dann auch mal raus wer hier wann und was isst. Aktuell esse ich für mehrere. Aber das geht so halt nicht. Da müssen wir schon übereinkommen.

Nach meinem Termin mit meinem Betreuer fahre ich zu meinen Eltern. Übernachte dort und am Dienstagmorgen steht Stalldienst auf dem Programm, ehe wir dann zum Friseur gehen. Dann fahre ich wohl wieder heim. Vielleicht hat aber L. auch Lust noch reiten zu gehen. Der Mittwoch ist mein freier Tag. Da will ich auf jeden Fall zu Voni. Und dann ab in die WG. Donnerstagmorgen ist dann das Hilfeplangespräch.

Ich lege mich jetzt noch etwas hin. Vielleicht hilft mir das ja dabei Zeit zu überbrücken, bis dann mein Betreuer kommt.

Draußen ist es auch schon wieder so kalt geworden, dass Mia ein Mäntelchen trägt.

Wenn das die Bäckereifachverkäuferin wüsste

Wenn das die Bäckereifachangestellte wüsste, dass ihr Käsekuchen, keine 7 Minuten später, nachdem sie ihn mühevoll verpackt hat, schon der Kanalisation zum Opfer gefallen ist?! Daran mag man gar nicht denken.

Der gestrige Tag hatte es in sich. Volle Verwirrung in Raum und Zeit. Wo bin ich? Was mache ich hier und wer ist überhaupt dieses „ich“?

„Rote Mail“ an Frau Hoffnung, aber sie meldete sich nicht. Ich habe bis in die späten Abendstunden gewartet und gehofft.

Ich hatte starken Leidensdruck gestern. Mal sehen wie der heutige Tag wird. Ich bin guter Dinge. Allerdings habe ich jetzt auch noch mal Bedarf genommen. Ich will nicht die komplette Nacht wach liegen.

Doch dann bekam ich Angst vor einem Überhang und habe mich nochmal übergeben. Wahrscheinlich nutzt dies aber nicht viel! Auch wenn es zur Alltagsroutine geworden ist, dieses „Essen rein. Essen raus“.

Wenn ich doch nur endlich abnehmen würde.

7 Minuten vom Bezahlen bis hin zur Toilette. Grandios (nicht!). Auch alles was ich sonst noch gegessen habe blieb nicht drin. Wenn ich heute nicht abgenommen habe – dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Meine Betreuerin hat sich trotz „roter Mail“ nicht mehr bei mir gemeldet. Vielleicht ist sie ärgerlich auf mich. Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe. Oder sie hatte einfach schon Feierabend.

Nun hoffe ich auf einen ruhigeren, weniger „an- noch aus- kotzenden Tag“!

Ganz anders. Aber wie?

Und wenn ich dann so da sitze und versuche über mich nachzudenken. Versuche mich zu reflektieren, merke ich, wie weit weg ich von mir selbst bin. Ich sehe mich von außen. Sehe diesen Körper, der meiner sein soll und frage mich nach dem Sinn seiner Existenz. Sicherlich ist er das Körperhaus meiner Anteile, das weiß ich schon. Aber was macht mich aus? Wer ist denn „ich“?!

Ich bin viel traurig in letzter Zeit. Die Anteile wechseln schnell. Häufig. Mal mit einem lauten Rums und mal ganz zart und subtil. Heute empfinde ich unsagbar großen Schmerz. Es fühlt sich an, als würde mir im Innen etwas entrissen und es tut so, so weh – aber ich weiß nicht was es ist, das so schmerzt und pocht. Ich könnte gefühlt einfach losweinen. Aber es geht nicht. Also bleibe ich stumm und starr da sitzen wo ich sitze. Ich fühle mich durcheinander aber Außen ist nur ein kühles, starres Nichts. Ich spüre meine Hände nicht. Aber sie schreiben. Ich fühle mich taub, aber es zerreißt mich beinahe vor Schmerz. Ich kann nicht. Aber ich mache. Ich wär gern Eins. Aber ich bin Viele. Ich wär so gern ganz anders… aber wie?