frisch draußen – aber schön

Der April kündigt sich schon an, denn auf meinem kurzen Spaziergang mit den Pferden, hatte ich Sturm, Regen und Sonne im Wechsel. Der Wind ist ganz schön frisch! Aber wenn die Sonne dann mal zwischen den grauen Wolken hindurch sieht, dann geht mein kleines Herz auf und ich lächle.

Mein Tag begann heute Morgen gleich mit Bedarf, weil ich sonst das Pferdeprogramm nicht geschafft hätte. Jetzt war ich dort, erinnere aber die Interaktionen mit meinen Eltern nicht mehr. Mein Gedächtnis ist gerade ein Sieb, oder sollte ich eher sagen, dass unkontrollierbare Wechsel in mir stattfinden?

Heute Morgen wusste ich nicht, wie ich den Tag je schaffen können sollte. Jetzt ist immerhin schon Mittag. Und morgen kommt meine Lieblingsbetreuerin wieder aus dem Urlaub – das ist mein ganz persönliches, großes Highlight, weil ich ab jetzt wieder meine Bedürfniswächterin bei mir weiß und ich endlich wieder machen kann, was mir gut tut!

 

Wieder mal übertrieben! Oder?

Heute begann der Tag mit Tavor und Haldol. Das hatte sich gestern so gut bewährt… und ich wollte mir einen weiteren recht guten Tag gönnen. Heute haben die Medikamente in ihrer Gesamtheit aber so reingehauen, dass ich mich unfähig fühlte etwas mit den Pferden zu machen. Dafür war ich mit meiner Mutter mit unserem Hund spazieren. Leider war ich, entgegen meiner Absprache mit meiner Lieblingsbetreuerin und Bedürfniswächterin, wieder dort (bei meinen Eltern). Gut war es trotzdem. Aber ich war total lahm, was bei mir oft damit zusammenhängt welcher meiner Anteile welche Dosis an Medikamenten mitbekommt und überhaupt erst davon weiß.

Wieder daheim, meine Mum hat mich heimgefahren (ich konnte wegen der Augen und wegen der Medikamente nicht selbst fahren), war ich unzufrieden und bin dann noch auf einen Spaziergang losgegangen. Ich war 9,18 km spazieren und es machte mir Freude. Während der ganzen Zeit hörte ich Radio und lächelte entgegenkommende Menschen strahlend an und grüßte sie. Es ist immer so wunderschön, wenn man ein Lächeln zurückbekommt. Wie ein Geschenk. Dabei war mir nicht nach Lachen zumute, und mein Lächeln aufgesetzt, aber das interessierte mich dann nicht: ich will anderen Freude schenken!!

Jedenfalls habe ich es heute, beim Spaziergang, übertrieben. Vielleicht war es zu lang, vielleicht war ich zu rasch unterwegs, vielleicht hätte ich andere Schuhe tragen sollen. Vielleicht sollte ich aber auch endlich meinen Fuß operieren lassen. Aber ich hatte schon lange keine solchen Beschwerden mehr, wie ich sie heute hatte und jetzt noch habe.

Nun kühle ich meine Füße mit Kühlakkus, über meinem beidseitgen Tensolvet-Verband. Wer Pferde hat weiß, dass dies eine medikamentöse Salbe aus der Veterinärmedizin für Pferde ist. Es ist ein Heparin-Natrium-Gel. Anwendbar bei u.a. Prellungen, Sehnenentzündung, Sehnenscheidenentzündung, und anderen akuten, entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Pferd. Und es fördert die frühzeitige Resorption von Blutergüssen etc. (…).

Nun hängen schon die zweiten Kühlakkus an meinen Füßen: dieses Mal die Großen.

Jetzt leite ich den Abend ein. Ich habe Hunger. Aber nicht wirklich was zu essen da. Keinerlei Kohlenhydrate. Kein Brot. Keine Nüsse. Keine Schokolade. Meinen Salat habe komplett verzehrt und außer einem Mango Lassi habe ich nichts mehr zur Kombination mit meinem Joghurt da. Aber das ist egal, wenn ich nur morgen wieder spazieren gehen kann. Und wenn ich abgenommen habe. Alles andere halte ich dann schon aus. Vor allem, da ich mich gerade ohnehin schon wieder übergeben habe.

And I’m proud of that.

Weinend bin ich um 1 Uhr aus einem furchtbaren Alptraum aufgewacht. Meine Augen schmerzen, weil ich so sehr weinen musste. Noch immer weinend, sitze ich nun bei einem Kaffee in der Küche, höre Musik und versuche mich irgendwie zu beruhigen. Leider gelingt mir das kaum. Ich bin gerade so einsam mit diesem Schmerz.

Am liebsten würde ich jetzt lang und heiß duschen. Es stellt sich aber die Frage, ob das für meine vier Mitbewohnerinnen nicht zu laut ist, immerhin ist es noch nicht einmal 3 Uhr am Morgen. Hinzu kommt leider, dass ich mich gestern selbstverletzt habe und dann ist das immer die Frage, ob es den noch recht frischen Schnitten wirklich gut tut, sie mit Wasser in Berührung kommen zu lassen.

Gestern Nachmittag kam ich nicht mehr klar. Ich war mir sicher es ohne Erbrechen zu schaffen. Ich habe gekämpft wie eine Löwin und bin dann doch wieder eingebrochen. Der Betreff der E-Mail an meine Lieblingsbetreuerin (mit der angehängten Verhaltensanalyse) lautete nur aufgebend „ach was soll’s“. Ich verfiel erst in Starre und dann schnitt ich mich; Den linken und rechten Unterarm, sowie meinen linken Oberarm habe ich verunstaltet. Ich habe alles gut versorgt und es war nicht nahtpflichtig, worüber ich echt froh bin. Ich möchte das nicht mehr.

Mein Wochenende war schwierig. Die Essstörung war sehr präsent. Und heute Morgen geht es mir nach diesen schrecklichen Alpträumen seit langem das erste Mal so, dass ich wünschte in der Klinik zu sein. Nicht weil die mir helfen könnten (denn ich wüsste nicht wie), sondern einfach weil ich dann jetzt nicht alleine hier sitzen würde.

In die Klinik möchte ich aber tatsächlich auf gar keinen Fall und in 6 Stunden habe ich zum Glück ja auch Betreuung.

Ich muss noch kurz. Ich mach mal schnell.

Ich schreibe meiner Lieblingsbetreuerin eine Mail und schildere folgendes:

Es geht um den Drang zu meinen Eltern zu fahren. Was wir aber für den Samstag anders geplant haben.

(…) Denn sonst würde ich jetzt wanken und schwanken um dann mit einem plötzlichen Schlag in meinem Hirn, ratzfatz alles einzupacken was ich zu brauchen denke und dann hektisch losfahren und mich erst wieder beruhigen, wenn ich Mia im Arm halte. (…)

Ich muss noch kurz. Ich mach mal schnell.

Vor einiger Zeit habe ich im Radio auf SWR3 einen kurzen Beitrag gehört, in dem es darum ging, dass wir uns selbst unter Druck setzen, uns hetzen und manipulieren, in dem wir immer wieder sagen „ich mache mal kurz den Abwasch“, „kannst du noch schnell den Müll rausbringen?“. Die Pastorin beschrieb, dass uns solcherlei Äußerungen unbewusst scheuchen und uns Stress bereiten. Sie gab Anregungen zu anderem Denken:

„jetzt mache ich noch in Ruhe den Abwasch“, und „ich gehe später noch gemütlich einkaufen“.

Seit ich auf solche Worte achte, kehrt in mir tatsächlich mehr Ruhe ein. Aus einem „ich muss das sofort machen“, wird ein „das mache ich jetzt in aller Ruhe fertig“. Das Verblüffende ist doch, dass wir gar nicht länger für diese Dinge brauchen, es uns aber ein Gefühl der inneren Ruhe schenkt. Zumindest ein bisschen.

Heiraten – nur so ’ne Idee

Im Fernseher läuft VOX.  Stumm.

Als ich das letzte Mal auf das, auf Stumm geschaltete, Bild sah, lief „ShoppingQueen“. Irgendwie noch lebensnah für mich, weil ich ja auch ab und an Kleidung kaufe, auch wenn ich ein so immens hohes Budget sicherlich noch nie in meinem Leben hatte und es wahrscheinlich auch nie haben werde.

Dann aber läuft jetzt „4 Hochzeiten und eine Traumreise“, was mich nicht interessiert, weil ich wahrscheinlich nie heiraten werde. Und so bleibt es dabei, dass alles im Stummen, an mir vorbeizieht. Aber just in diesem Moment kam mir eine, ja sogar fast sensationelle Idee:

Ich könnte mich doch mit meinen Erkrankungen verheiraten lassen.

… vielleicht werden wir (meine psychischen Erkrankungen und ich) uns dann nicht mehr ewig bekriegen. Nein. Vielleicht wird sogar eines Tages dann Liebe daraus?

Als Hochzeits- und Traumreise, würde ich dann „das Leben“, wählen.

Einblutungen am Auge

So, jetzt ist es so weit. Unter meinem linken Auge sind beim Erbrechen Äderchen geplatzt. Ich habe ein weinrot unterlaufendes Auge. Wer es jetzt nicht sieht, der wird es nie kapieren. Scheint aber erstmal niemandem krass aufzufallen. Was für ein Glück.

Es ist mir peinlich zu Kotzen. All das gute Essen und all die Mühen, die hinter den Nahrungsmitteln stehen

Heute weine und heule ich, dann weine ich wieder. Ich höre mein aktuelles Lieblingslied. Bin traurig. Frustriert. Inzwischen wiege ich knapp 60 kg. Für mich ein Alptraum: ich liege 10 kg über meinem Wohlfühlgewicht. Und ich bin innerhalb sehr weniger Wochen da hinauf geschossen. Alles nicht verstehbar für mich.

Ich kann nicht mehr. Ich kann wirklich nicht mehr. Ich kann es nicht mehr aushalten. Und dank des Olanzapin bekomme ich meine Fressanfälle nicht in den Griff. Aber liegt es wirklich daran? Oder bin ich einfach nur unfähig mich zu zügeln?

Fakt ist: ich nehme immer weiter zu.

TW: Kotzorgie

*Triggerwarnung*

Herzlich willkommen zur Kotzorgie des Tages,

guten Tag meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen hiermit, die bereits 7. Kotzorgie des Tages. Seien Sie gespannt auf die akrobatischen Ganzleistungen unseres Teams und lassen Sie sich von deren Kunststücken mit und über dem Porzellan-Gott verzaubern.

Und dann fresse ich wieder.

Ich bin nie der Mensch, der ich morgens bin, nie der Mensch, der ich mittags bin und nie bin ich dieser Mensch morgens.

Morgens bin ich meist euphorisch. Mittags motiviert und abends bricht die Welt über mich herein.

Ist das also der Kreislauf meines Lebens?

Klo putzen – mindestens fünf Mal am Tag

Achtung, dieser Text kann deutliche Spuren von trockenem und schwarzem Humor beinhalten:

Heute habe ich die Toilette wieder gründlichst gereinigt. Bislang, um genau zu sein, fünf Mal. All das liegt nicht etwa einem Putzfimmel zugrunde, sondern meiner Essstörung:

ich esse eine normale Menge, ich übergebe mich. Ich esse wieder eine „normale“ Menge (ich esse keine bulimischen Mengen) und kotze wieder. So geht es den ganzen lieben langen Tag. „Oh, ich habe ein paar Nüsse und Gummibärchen gegessen? Ich gehe lieber kotzen!“, „ach, das Frühstück war doch okay, das halte ich aus“ (1 Brötchen mit Belag), fünf Minuten später: „schütte Mengen an Wasser in dich rein und geh reihern, sonst wirst du fett!“. Und wie ich gerade vom letzten Kotzen wieder in mein Zimmer laufe, denke ich noch auf der Treppe nach oben darüber nach, was ich als nächstes essen könnte „vielleicht Eis? Das kotzt sich ziemlich leicht“.

Und jedes Mal, nachdem ich dem Porzellan-Gott Aufmerksamkeit geschenkt habe, indem ich mich zu ihm beuge, mich sozusagen vor ihm verneige, die eine Hand in den Magen drückend, die andere Hand halb im Rachen, putze ich ihn so sauber, dass selbst die Queen auf diese Toilette gehen könnte und sich nicht beklagen würde. Alles blitzt und blinkt und ich hoffe, dass es auch gut riecht. Ich bin eine schnelle Kotzerin, quasi routiniert. Das dauert alles nicht lang und ich hoffe, dass der Gestank sich dadurch in Grenzen hält.

Es ist irgendwie ja auch so was wie ein Hobby (das ist jetzt mein sehr trockener Humor, sorry!), aber es lenkt einen den ganzen Tag über ab. Es beschäftigt einen in gewisser Weise und in der Zeit in der man nur über Essen vorwärts und rückwärts nachdenkt, kommt zumindest mal keine Wut hoch. Nur Verzweiflung, aber die kotzt man dann ja wieder aus. Während man beim Vollstopfen die Gefühle und Probleme runterwürgt und keine Notiz von Ihnen nimmt.

Ich merke: es wird nicht bei 5 x Putzen bleiben heute. So schade!

Du kommst hier nicht rein!

Der junge Mann steht jetzt vor meinem Süßigkeitenfach.

Ich hoffe er lässt mich nicht rein! 🛇

#spaßmusssein #eigentlicheineguteidee #dukommsthiernichtrein #fuckeatingdisorder #edfighter #dissociativedisorder #hoffentlichklappts

Was gibt es sonst zu sagen… also ich habe ereignisreiche Tage hinter mir. Ich war viel bei den Pferden, habe mich gewogen (Zunahme) und trotzdem gegessen. Ich habe über einen halben Tag ausgehalten, bis ich schließlich doch eingeknickt bin und noch kotzen musste.

Ich dissoziiere sehr, sehr viel. Es sind weniger die Wechsel der Anteile, die mich belasten, als viel mehr die Leere und krasser innerer Nebel, tief in meinem Kopf. Ich stehe neben mir und werde definitiv von Außen gesteuert. Ich fühle mich nicht in mir drin. Außerdem vergesse ich ständig Dinge und vertausche alles. Mein Zeitgefühl ist weg.

Bei den Pferden aber war es ganz besonders schön. Unsere Osteopathin sagte zu mir „dein Pferd ist sehr glücklich, wenn du in seiner Nähe bist“, das war das schönste Kompliment das ich mir auf Erden nur vorstellen konnte. So eine beeindruckende Frau. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich sie kennenlernen konnte. Und gleich heute bin ich eine große Runde mit meinem Voni durch den Wald geritten – es war ein Traum!

Ihr seht… viel Schwieriges, aber auch vieles, das wunderschön ist. Und somit bin ich eigentlich in erster Linie sehr dankbar. Ich glaube das Leben stellt mir einfach neue Aufgaben!

wenn ich so gar nichts mehr aushalten kann

Ich hatte einen wunderbaren Start in den Tag, bin früh zu den Pferden, war ausreiten mit Handpferd und habe im Anschluss gemistet, mit meinem Opa zusammen. Als ich wieder bei meinem Vater war, haben wir zusammen die Wohnung meiner Eltern geputzt, da meine Mutter heute aus dem Urlaub wieder kommt. Das wird sie freuen.

Jetzt, da ich wieder in der WG bin, weiß ich aber absolut nicht wohin mit mir. Ich hatte 12 verschiedene Bücher in der Hand, die ich hätte lesen können. Keins hielt mich.

Ich habe meinen Laptop 6 x hoch und runter gefahren, weil ich mir immer sagte, dass ich ja etwas schreiben könnte. Aber das hielt ich auch nicht aus.

Ich hatte die Hoffnung, dass das Mittagessen eine Änderung bringt. Hat es aber nicht und das Einzige das bleibt ist, dass ich aushalten muss, dass ich es nicht aushalten kann.

Die Kotzerei hinter mir zu lassen ist wirklich schwer. Sie hat so viel Druck abgebaut und jetzt soll ich ohne sie auskommen? Es zwingt mich ja niemand dazu, aber ich sehe die Notwendigkeit dahinter. Und ich will das zumindest mal ernsthaft versucht haben.

Und so liege ich auf dem Bett, schaffe es doch immerhin diese Zeilen zu schreiben und sage mir, dass es klargeht, wenn ich heute mal keine Lust auf nichts habe. Ich kann einfach meine Basis chillen und ich war heute schon sehr fleißig! Es ist okay, wenn ich nicht klar komme. Ich muss es nur aushalten!