wenn du morgens um 6 Uhr ein Pferd aus einem Netz freischneidest

Der Morgen begann mit dem Aufwachen daheim, aus sehr quälenden Alpträumen. Ich habe dann stundenlang ausgeharrt, weil es um 2 Uhr einfach zu früh war.

Spontan bin ich dann um halb 6 in den Stall um meinen Großeltern im Stall zu helfen. Ich war zuerst mit unseren Wallachen spazieren.

Auf dem Rückweg kam mir im Stall nebenan etwas komisch vor. Ein Pferd lag ungewöhnlich. Und ich habe die Jungs nur schnell in den Stall und bin runter in den anderen Stall gerannt. Von hinten wusste ich nicht, wie das Tor aufgeht, also bin ich schnell vor den Stall gerannt und bin vom Parkplatz aus die Böschung hochgeklettert und tatsächlich Nae, eine Rappstute, lag fest. Sie hatte sich einen Vorderhuf so im Heunetz verfangen, dass sie nicht mehr aufstehen konnte Sie lag zitternd und flach auf dem Boden und konnte nicht mehr aufstehen. Ich war aufgeregt, aber ich wusste sofort was ich tun muss: „das muss jetzt schnell gehen“.

Ich bin dann zu unseren jungen Bauern gerannt, weil ich Nae alleine ohne Hilfsmittel nicht befreien konnte, die waren aber nicht da. Dann habe ich bei unserer alten Bäuerin geklingelt und sie hat mir dann schnell eine Heckenschere gegeben nach der ich gefragt hatte und ich bin wie wild wieder zum Parkplatz gerannt und die Mauer hochgesprungen.

Dann habe ich Nae freischneiden können. Sie hat etliche Verletzungen die auch genäht werden müssen und hatte auf den ersten Blick hin, ein etwas dickes Bein. Sie lag da sicherlich schon eine Weile und blutete auch aus dem Maul.

Ich war unglaublich aufgeregt und habe wie wild gezittert. Aber sobald ich dann wieder bei Nae war, war ich ruhig, weil ich wusste, dass ihr das helfen wird.

Nae lag da zitternd auf der Seite und als ich sie freigeschnitten hatte wollte sie erst gar nicht aufstehen. Ich hab sie angestupst und motiviert… irgendwann hat sie es versucht und nach kurzem Schwanken stand sie und wirkte wieder ruhiger. Die schnelle Atmung regulierte sich.

Unsere alte Bäuerin kam dann auch nach und hat mir mental beigestanden, da war ich unglaublich dankbar für.

Ich habe dann versucht die zuständigen Besitzer zu erreichen, aber auch 5 weitere Telefonteilnehmer und niemand nahm ab. Also habe ich das in die Stallgruppe (WhatsApp Gruppe) gestellt und dann kamen auch die Besitzerinnen bald. Ich bin so lange bei Nae geblieben.

Ich hoffe sie kommt wieder auf die Beine.

Wenn Pferde lange festliegen kann das sehr gefährlich für sie werden und im schlimmsten Fall den Tod bedeuten.

Dann war ich ultra aufgeregt. Das hat dazu geführt, dass ich unseren Stall in Rekordzeit gemistet habe. Irgendwann kamen zum Glück dann meine Großeltern dazu.

Ich bin jetzt wieder daheim und zittere noch immer. Ich habe mir vorher erst einmal eine lange Dusche gegönnt und versuche jetzt alles um wieder runterzukommen.

Ich bin sooo froh, dass ich schon so bald dort war und sie überhaupt gesehen habe. Da war ein Schutzengel von mir dabei, der mich Nae dann finden und helfen lassen hat. Wenn sie noch länger dort gelegen hätte, wäre sie vielleicht gestorben.

Aber sie LEBT! Der Tierarzt ist angefordert und kommt zeitnah.

Und ich… ich muss mich jetzt wieder regulieren. Ich habe Bedarf genommen nach dem Duschen. Ich konnte nicht mehr und meine Augen machten schon wieder Probleme. Ich hoffe jetzt einfach, dass sich für Nae und die Schwestern, denen Nae gehört, alles zum Guten wendet.

Ich hab mir jetzt erstmal einen Kaffee verdient!

Meine Liebe zu den Pferden.

meine Mutter und ich fahren gleich zusammen zu den Pferden und versorgen diese.

Wir schieben den Mist zusammen und schaffen ihn aus dem Stall, kehren, füllen die Heuraufen mit frischem Heu auf, kontrollieren die Tränken, sammeln Bollen, kehren den Paddock und streuen Stroh ein und wir hören nicht eher auf bevor alles blitzt und blinkt! Zum Schluss bekommt noch jedes Pferd einen Eimer mit entsprechend abgestimmtem Futter.

Diese Arbeiten werden je zwei Mal am Tag fällig – und es bereitet mir jedes Mal große Freude! Am liebsten kehre ich 😉.

Wir gehen dann mit den Pferden spazieren, lassen Sie freilaufen, reiten oder stellen sie zum Spielen auf die Winterkoppel. Am Hof gibt es sogar ein Laufband, das Voni manchmal nutzen darf!

Wir sind seit 21 Jahren in diesem Stall.

Es gibt außerdem eine Ovalbahn, es hat ein Dressurviereck und einen Longierzirkel/ Roundpen. Es gibt sogar ein Solarium. Und einen Deckentrockner. Unser Ausreitgelände ist auch schön.

Es ist immer eine Freude zu den Pferden zu kommen. Trotzdem schaffe ich es manchmal psychisch nicht. Aber es klappt gerade ganz gut und das freut mich!

Seit meinem Sturz (vor etwa 11 Wochen) mit Voni zusammen, war ich letzte Woche das erste Mal wieder Reiten. Das war echt schön!

Ich bin sehr froh, dass es all unseren Tieren gerade so gut geht. Es ist ein ruhiges und entspannendes Gefühl, wenn man zu den Pferden kommt. Ein Gefühl das ich liebe!!

Voni

Voni auf dem Laufband

Heute durfte Voni aufs Laufband. Er hat es wieder super gemacht. Er stand erst das Zweite mal drauf und war sehr souverän. Er ist ohne zu zögern auf die Rampe.

Im Vorfeld war es äußerst schmerzhaft für mich: es hieß, dass die vordere Rampe schwer aufgehe. Darauf war ich eingestellt. Dass diese mir dann aber mit 100 kg Kraft entgegenschießt war so nicht erläutert worden. Die Rampe traf mich so heftig, dass sie mich rückwärts, auf den Boden geworfen hat und ich unter dieser lag. Ich habe an beiden Oberschenkeln heftigste Schwellungen und starke Schmerzen. Am linken Oberschenkel ist der Bluterguss ausgeprägter und der Muskel schmerzt. Durch die Quetschung blutete es auch etwas, so konnte ich leider keinem Tensolvet-Verband anlegen. Jetzt kühle ich die Oberschenkel mit Kühlakkus.

Unser Hund liegt bei mir und ich bin so glücklich, dass ich bei ihr bin. Ich übernachte heute auch bei meinen Eltern.

Mein Bein schmerzt unterdessen immer mehr, aber man kann ja nicht wirklich etwas machen, außer zu kühlen. Ich hoffe es wird nicht noch schmerzhafter.

Nun gilt es dem Bein etwas Ruhe zu gönnen. Meine Mutter sagte noch zu recht, dass kaum sind die Füße wieder belastbar, soetwas kommt.

Ach na ja… ich sage mal so: Unkraut vergeht nicht…

Outpatient – wie ist es eigentlich daheim?

Aktuell komme ich ziemlich gut zurecht. Meine Lieblingsbetreuerin ist im Urlaub für vier Wochen, worunter ich und alle WG-ler irgendwie ziemlich leiden, aber jetzt haben wir schon 2/3 der vier Wochen geschafft, da schaffen wir den Rest auch noch. Meine Strategier dafür? Gefühle wegdrücken. Läuft auch gut.

Ich hatte in der Klinik und in der Fortführung daheim 10 kg zugenommen. Aber seit meinem Juli-Projekt mit meiner besten Freundin habe ich davon jetzt wieder 3,4 kg abgenommen, was ich für knapp 3 Wochen ziemlich gut finde.

Ich gehe, wenn ich aus meiner Lethargie herausfinde, spazieren und mache ab und an Freeletics. Letzteres lasse ich aber ziemlich schleifen. Heute habe ich mich mit meinem Vater zu einem Ausflug verabredet, worauf ich mich schon freue.

Was das Essen angeht kompensiere ich darüber viel. Ich habe jetzt auch wieder ambulante Therapie, wir sehen uns alle zwei Wochen. Das ist super für mich. Auch soll es eine stabilisierende und vorerst keine aufdeckende Therapie werden. Erfreulicher Weise wurde die Langzeittherapie bewilligt.

Es geht mir wirklich ganz gut und ich bin sogar so mutig, dass ich mich morgen mit einer mir bis dato unbekannten Betreuerin treffe. Ich habe auch schlechte Momente. Zum Beispiel brauche ich oft Bedarf und gehe meist gegen 15/ 16 Uhr ins Bett (wirklich!). Aber dafür sind die Morgende gut und ich spare mir so das Abendessen. Natürlich lenkt die Essstörung mal wieder echt gut ab. Aber damit bin ich zufrieden. Und was mein Gesamtempfinden angeht: bin ich glücklich.

Mit meinen Eltern komme ich super aus und manchmal übernachte ich auch dort. Ich bin wieder häufiger im Stall und liebe mein Pferd über alles. Er freut sich immer und wir gehen reiten oder spazieren. Das ist wunderschön.

Ihr seht: es läuft gut für mich und da kann man Tiefschläge und schlechte Tage und Momente auch irgendwie aushalten und überstehen.

Man sollte viel häufiger Dinge tun, die man nicht zu können glaubt!

Die Ärztin dachte ich schaffe den Ausgang nicht. Doch dann, spontan und unerwartet, entließ mich die Oberärztin länger als ursprünglich erlaubt und es ist so schön gerade!

Ich war bei Voni, was traumhaft war. Ich habe meine Nase in sein Fell gehalten und seinen zarten Geruch genossen. Wir haben uns gegenseitig gut getan und er hat mir so viel Stärke mitgegeben. Es geht mir um Welten besser.

Ich habe die Pferde heute seit 8 Wochen das erste Mal wieder gesehen. Es war wundervoll. Ich bin der Oberärztin super dankbar!

Und jetzt sitze ich noch im Wohnzimmer bei meinen Eltern, habe einen Brief fertig gestellt an meine Liebste und freue mich, dass wir gleich zurück in die Klinik fahren. Denn jetzt geht mir die Kraft aus. Aber ich habe so viel mehr geschafft, als wir alle glaubten, so dass ich jetzt stolz zurück in mein Doppelzimmer im Klinikum gehe und auf einen ruhigen Abend zu hoffen wage.

4 Jahre WordPress – ein Rückblick

jahrestag-wordpress-2-150117

Wow! Schon 4 Jahre.

Leider bin ich in dieser Zeit nicht nur einem einzigen Blog treu gewesen, sondern habe Alte gelöscht und dann neu begonnen. Man mag das betrauern, wenn man an all die Zeit denkt, die man hineingesteckt hat, ich aber feiere es, weil ich weitergekommen bin, weil ich heute eher hin zur Gesundung strebe, während ich in den Anfangszeiten des Schreibens ganz und gar von der Negativität meiner Erkrankung gefangen genommen war.

Für diesen, meinen Blog: https://myway2recovery.wordpress.com von Fräulein Voni, empfinde ich besonders viel und sehe Fortschritte in meiner Wandlung, wenn ich das Bestehen des Blogs vor 6 Monaten im Vergleich zu heute betrachte.

Im letzten halben Jahr habe ich euch mit auf die Reise durch die Klinik genommen (siehe meine „inpatient“-Berichte, wie zum Beispiel: inpatient-Voni stationär auf der Geschlossenen, Tag 1) und habe euch an meiner Eingewöhnung im „Draußen“ nach 76 Tagen Klinik, teilhaben lassen (nach 76 Tagen werde ich entlassen).

Es wird nie langweilig in meinem Leben, manchmal werde ich für meine Offenheit von euch gelobt und das berührt mich sehr, denn genau das will ich sein. Gleichzeitig weiß ich, dass ich dennoch manche Information zurückhalte, aber das ist auch nur gut so, denn ich habe einen Satz hinzugefügt, zu meiner Liste „meine Sätze fürs Leben“, und er lautet:

„Regel für Erfolg im Leben: Erzähle nicht alles!“

aber auch das muss ich erst lernen, da spielt wohl die Asperger-Problematik mit hinein, da ich immerzu glaube, wenn ich etwas gefragt werde, haargenau antworten zu müssen. Ein Fehlgedanke, aber das muss man erst mal begreifen. Meine Aufrichtigkeit, Integrität und Loyalität machen mich aber auch stolz. Egal ob es zwanghaft ist oder nicht.

Mit der Essstörung geht es hin und her, mal bin ich im Untergewicht, mal im mittleren Normalgewicht. Es schwankte zwischen 20 kg +/- und das im rasanten Wechsel. Momentan nehme ich wieder ab. Bleibt zu hoffen, dass ich dieses Mal die Balance halten kann.

Wichtig in all der Zeit sind mir vor allem Menschen geworden, die mir jetzt sehr nahe stehen. Ich erwähne sie regelmäßig hier im Blog (Frau V., P., B., A., C.) es wäre schön sie ganz offen benennen zu können, vielleicht entwickle ich einfach Pseudonyme. Habt ihr dazu Ideen? Wie handhabt ihr das? Ich werde mir jedenfalls Gedanken dazu machen.

Mit der Borderline-Diagnose kann ich mich immer weniger identifizieren, auch das Fachpersonal sieht das inzwischen teilweise so. Möglicherweise will ich es aber auch einfach nicht mehr hören, dass Borderliner manipulieren, denn das tue ich gewiss nicht, dazu fehlte mir allein schon der Mut. Ich will eine positive Borderlinerin sein, muss das ein Wunsch bleiben, so von der Gesellschaft angenommen zu werden? Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) lastet ohnedies weitaus schwerer auf mir. Die Depressionen ist vielleicht einfach auch Teil dieser Störung.

Mein Highlight des letzten halben Jahres und auch mein Highlight der letzten 4 Jahre, ist die Vorbereitung auf meinen Auszug in eine betreute Wohngruppe. Darauf freue ich mich wie Bolle. Bald wird es (hoffe ich fest) soweit sein, aber es sieht sehr danach aus, dass alles klappen wird! Dann sage ich ab Mitte Februar „Hallo Leben, hier bin ich! Es kann losgehen“.

Leider gab es in den vergangenen Jahren auch sehr traurige Momente: meine beiden Kater sind altershalber von uns gegangen und unsere Stute mussten wir nach langer Krankheit ebenfalls gehen lassen. Sie sind alle in Würde gestorben, aber sie fehlen mir sehr.

Unsere anderen Tiere (meine Katze und die Pferde) bringen mich täglich zum Lächeln und schenken mir so viel Liebe und Nähe, dass dieses Glück kaum in Worte zu fassen ist. Sie sind ein richtiger Goldschatz und bringen Licht in mein manchmal empfundenes Schwarz.

Ich habe in den letzten Jahren oft gezweifelt, aber seit meinem letzten Klinikaufenthalt und seit ich so liebe Menschen an meiner Seite habe, genieße ich das Leben. Es ist nicht immer alles schön und rosig, manchmal geht es mir hundeelend, aber die Richtung stimmt. Und ich mache jeden Tag einen weiteren Schritt und sehe, dass ich mich vorwärts bewege und das ist es worum es geht. Das ist es, was mich am Leben hält.

Ich danke euch, die ihr meine Texte lest und meinen Alltag mit verfolgt, mir bedeutet das sehr viel und es gibt mir Sinn und Kraft! Auch meinen lieben (oben genannten) Freunden danke ich! Ohne euch alle… wäre das nie möglich geworden! Und ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass ich den folgenden Satz ganz aufrichtig sagen kann:

Das Leben kann so schön sein!