Inkompetenz-kompensations-kompetenz.

Zumindest will ich hoffen, dass ich eine Inkompetenzkompensationskompetenz besitze, denn die letzten Tage waren doch sehr impulsiv emotional und ich fühle mich, als habe ich Inkompetenz im Paket an den Tag gelegt, dabei war ich vielleicht auch einfach nur ein bisschen mutig!?!

Das, dann wohl nicht in meinem Handeln am Tag,  wohl aber in meinen Mails an meine Lieblingsbetreuerin, die 10 Tage nicht da war und erst morgen wieder kommt.

Ich habe gejammert und geklagt, habe in Frage gestellt und mein Innerstes nach Außen gedreht und einfach authentisch berichtet, wie es mir in jedem dieser einzelnen Moment ging, als ich ihr schrieb. Muss mir das peinlich sein? Oder war ich einfach nur echt, ehrlich und aufrichtig?

Ich bereue keine dieser Mails, weil ich in genau diesem Moment, genau so und genau das gefühlt habe, was ich ihr aufgeschrieben habe. Oder bereue ich doch? Ich hoffe, dass ich jetzt die Kompetenz besitze, die Inkompetenz zu kompensieren. Denn sobald ich mich traue, meine eigene Meinung offenzulegen, fühle ich mich leider noch immer inkompetent. Als wäre es ein eisernes Gesetzt, dass ich falsch bin, wenn ich mich ausdrücke.

Ein bisschen in diese Richtung des Klagens, komme ich seit meiner letzten Therapiesitzung, in der mir meine Therapeutin sehr geholfen hat, indem sie meiner Lieblingsbetreuerin etwas aus dem WG-Alltag berichtete, das ich so noch nie angesprochen hatte bei meinen Betreuern. Das hat mich gestärkt! Und ich werde mutiger, seit der letzten Therapiesitzung. Und heimlich macht mich das auch ein kleines bisschen stolz! Aber so ganz im Griff habe ich das noch nicht.

Ich mag das Wort: Inkompetenzkompensationskompetenz. Jetzt stellt sich aber noch die Frage, ob ich diese Kompetenz überhaupt brauche: war ich überhaupt inkompetent meiner Lieblingsbetreuerin gegenüber? Oder habe ich einfach auf Balance in unserer WG geachtet? Und wie schafft es meine Lieblingsbetreuerin bei all den schwierigen Situationen hier, noch neutral zu bleiben. Eines aber ist, bei all den offenen Fragen, sicher: ich rechne, meiner Lieblingsbetreuerin, ihre Kompetenz hoch an.

2 Monate outpatient. Wer bin ich?

Ich kann es kaum fassen: nun ist es schon 2 Monate her, dass ich nach 9 Monaten Klinik, aus dieser entlassen wurde. Nicht geheilt. Aber ein bisschen stabiler, wenn man so will.

Die ersten Wochen daheim, war ich sehr euphorisch. Das hat sich wieder gelegt. Die depressiven Gedanken und Symptome haben wieder Einzug gehalten und ich dissoziiere sehr viel. Meine Anteile wechseln schnell. Aber sie zeigen sich und meine Therapeutin und Ärztin sagt, dass es doch immerhin ein Zeichen von Leben sei, in meiner sonst so harten Fassade. Was soll ich sagen: sie hat Recht!

Heute haben wir wieder WG-Besprechung und meine Lieblingsbetreuerin und ich wollen in dieser das Thema Dissoziation ansprechen. Es war nicht meine Idee… aber ich sehe ein, dass es Sinn macht. Denn ich habe gerade absolut keinen Einfluss auf meine inneren Wechsel und meine Therapeutin sagt, dass ich das nicht willentlich steuern kann. Sie sagt auch, dass der selbstbestrafende, kontrollierende und destruktive Teil in mir auch nur ein Anteil ist und dass das nicht ich bin. Das hat mich sehr erleichtert und hat viele Anteile eingeladen sich zu zeigen. Noch stehe ich verunsichert am Rand meines Selbst und sehe diesem Schauspiel zu. Es ist aufwühlend und verwirrend. Aber es macht mich auch neugierig. Frei nach dem Motto „wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“

Am Montag war ich noch mal bei meiner Therapeutin und habe meinen Tavor-Bedarf abgeholt, den ich in der Woche zuvor vergessen hatte. Das war sehr schön und herzlich. Es hat mir so gut getan sie zu sehen und in der Praxis gewesen zu sein und trotzdem denke ich, dass der 2-Wochen-Rhythmus für die Therapiesitzungen klar geht.

In einer guten Woche habe ich also wieder ambulante Therapie und dann sind, aufgrund des Jahresurlaubs in der Praxis, leider 4 Wochen Pause. Aber mit meiner Lieblingsbetreuerin an meiner Seite, schaffe ich auch das.

Ja, wer bin ich? Was macht mich aus? Wie komme ich in die Kommunikation mit meinen Anteilen? Meine Therapeutin hat mir vorgeschlagen ein Buch für Notizen auszulegen, in das alle Anteile hineinschreiben oder malen dürfen. Dieser Idee schenke ich Raum und Zeit.

Leider habe ich mich gestern selbstverletzt. Ich habe mich geschnitten, konnte aber alles selbst versorgen. Warum? Keine Ahnung. Ich habe es kaum mitbekommen. Die Selbstverletzung ist aber kein Grund jetzt in einem Tief zu versinken.

Im Gegenteil: ich biete dem Leben die Stirn!

Annika: „der Wind wird immer stärker!“

Pippi: „das macht nichts: ich auch!“

meine Therapeutin ist die Beste

Gestern hatte ich Therapie und kann dem Plakat, das bei meiner Psychiaterin/ Therapeutin im Wartezimmer hängt, nur zustimmen:

Sie behandelt mich gut. Sie versteht mich. Sie unterstützt mich. Sie behandelt mich individuell und geht auf mich ein. Oft nimmt sie mir Last ab und sie kämpft mit mir gemeinsam gegen Selbsthass und selbstbestrafende Anteile.

Ich habe meine Sitzung gestern Morgen aufwändig vorbereitet (1 Seite) und sie noch intensiver und sehr reflektiert nachbereitet (2 Seiten). Ich habe einen Therapieordner begonnen, in den ich auch die Reflexion von vor zwei Wochen abgelegt habe (die fiel wesentlich knapper aus). Ich bin stolz, dass ich so an mir arbeite. Und ich bin stolz, dass ich alleine hingegangen bin. Ich bin zur Therapie hin- und wieder zurückgelaufen, was bei der Hitze anstrengend war, aber es tat trotzdem sehr gut.

Gestern war ich dann wirklich erschöpft. Aber es war eine super Therapiestunde! Wir haben viel geredet und sind alle möglichen Punkte durchgegangen; das tat gut und ich brauchte meinen Zettel mit den Stichpunkten noch nicht einmal herauszuholen.

Das einzige Thema, das ich ausgespart habe, ist das Essen.

Am Nachmittag war ich dann noch bei den Pferden und habe meinen Voni geputzt. Auf der Weide unter den Bäumen sitzend, war es mit dem sanften Wind, trotz Hitze, sehr gut auszuhalten. Und wie wir da im Schatten saßen und Mirabellen direkt vom Baum genascht haben, haben sich die anderen Ponys alle dazu gestellt – das war richtig schön!

Outpatient – wie ist es eigentlich daheim?

Aktuell komme ich ziemlich gut zurecht. Meine Lieblingsbetreuerin ist im Urlaub für vier Wochen, worunter ich und alle WG-ler irgendwie ziemlich leiden, aber jetzt haben wir schon 2/3 der vier Wochen geschafft, da schaffen wir den Rest auch noch. Meine Strategier dafür? Gefühle wegdrücken. Läuft auch gut.

Ich hatte in der Klinik und in der Fortführung daheim 10 kg zugenommen. Aber seit meinem Juli-Projekt mit meiner besten Freundin habe ich davon jetzt wieder 3,4 kg abgenommen, was ich für knapp 3 Wochen ziemlich gut finde.

Ich gehe, wenn ich aus meiner Lethargie herausfinde, spazieren und mache ab und an Freeletics. Letzteres lasse ich aber ziemlich schleifen. Heute habe ich mich mit meinem Vater zu einem Ausflug verabredet, worauf ich mich schon freue.

Was das Essen angeht kompensiere ich darüber viel. Ich habe jetzt auch wieder ambulante Therapie, wir sehen uns alle zwei Wochen. Das ist super für mich. Auch soll es eine stabilisierende und vorerst keine aufdeckende Therapie werden. Erfreulicher Weise wurde die Langzeittherapie bewilligt.

Es geht mir wirklich ganz gut und ich bin sogar so mutig, dass ich mich morgen mit einer mir bis dato unbekannten Betreuerin treffe. Ich habe auch schlechte Momente. Zum Beispiel brauche ich oft Bedarf und gehe meist gegen 15/ 16 Uhr ins Bett (wirklich!). Aber dafür sind die Morgende gut und ich spare mir so das Abendessen. Natürlich lenkt die Essstörung mal wieder echt gut ab. Aber damit bin ich zufrieden. Und was mein Gesamtempfinden angeht: bin ich glücklich.

Mit meinen Eltern komme ich super aus und manchmal übernachte ich auch dort. Ich bin wieder häufiger im Stall und liebe mein Pferd über alles. Er freut sich immer und wir gehen reiten oder spazieren. Das ist wunderschön.

Ihr seht: es läuft gut für mich und da kann man Tiefschläge und schlechte Tage und Momente auch irgendwie aushalten und überstehen.

Entlassung in 3-4 Wochen

Gestern in der Oberarztvisite war er dann da: der Moment in dem das erste Mal über Entlassung gesprochen wurde. Bislang geht es mir gut mit diesem Gedanken.

Es gibt jetzt noch einiges zu regeln (Termin bei meiner Psychiaterin zum Beispiel), aber 3 oder 4 Wochen sind genug Zeit um sich auf alles vorzubereiten. Es wird auch noch ein Gespräch mit meiner Ärztin und meiner Betreuerin und mir stattfinden. Das aber erst übernächste Woche, da nächste Woche meine Ärztin nicht da ist.

Gestern habe ich es nicht ohne drei Mal zu Erbrechen geschafft. Aber heute ist ein neuer Tag. Ich werde wieder Kalorien zählen und einen Neustart machen, bzw. mich von dem Ausrutscher nicht unterkriegen lassen.

9 Monate in der Klinik

Laufen und Abnehmen. Läuft.

Guten Morgen! Ich berichte von den letzten Tagen, an denen ich immer wieder joggen und spazieren war. In Ermangelung guten Wetters, habe ich gestern für 6 km das Laufband im Fitness bemüht. Aber auch der Graupelschauer vom Vortag hat mich nicht vom 7,6 km Rennen draußen abgehalten.

Ich esse regelmäßig aber wenig und ich nehme ganz gut ab. Die Diätpillen taugen allerdings nichts. Ich werde keine neuen nachkaufen.

Heute habe ich Bewegungstherapie und mein psychologisches Gespräch. Irgendwann im Laufe des Tages, werde ich mich wohl wieder dem Sport widmen.

Gestern habe ich meine Bedarfsmedikation voll ausgeschöpft und hatte schlimmsten Schneidedruck. Heute Morgen bin ich wieder klarer und saß schon mit einem Mitpatienten sehr früh im Aufenthaltsraum.

Meine neue Zimmernachbarin ist anstrengend. Sie redet ohne Unterlass und erzählt von ihrem Suizidversuch. Das triggert mich sehr.

Ich habe schon um 6:45 Uhr Bedarf benötigt und habe immer noch Schneidedruck. Morgen fahre ich mit meiner Betreuerin mit Bus und Bahn in die WG. Und dann wieder zurück. Ich bin schon aufgeregt sie zu sehen. Freue mich aber auch.

Jetzt starte ich in den Tag und hoffe für heute das Beste!

Unruhe in der Nacht!

Trotzdem ich die vergangenen beiden Tage Joggen war, bin ich heute Nacht wieder unruhig. Das liegt aber auch daran, dass meine Zimmernachbarin sehr unruhig ist und immer wieder das Licht anmacht.

Da wäre man dann lieber im Urlaub anstelle von in der Klinik. Ich bin todmüde. Aber was bringt es mir? Ich werde mich gleich wiegen gehen und bin wirklich sehr, sehr gespannt.

Minus 1,2 kg! Läuft bei mir! Das Joggen und die Abnehmpillen zahlen sich also doch aus. Das ist super. Freut mich sehr!

Später habe ich dann einen Termin mit meiner Ärztin, meiner Psychologin und meiner Betreuerin. Ich bin sehr aufgeregt, aber ich freue mich auch, weil es gut ist, wenn mein Helfersystem so einen stabilen Austausch hat. Das ist wirklich ein Geschenk!

Neue Zimmernachbarin

Einatmen. Ausatmen.

Sie ist heute Morgen gekommen. Sie heißt S. und ich glaube sie ist sehr nett. Trotzdem spannt es mich sehr an, aber ich denke das ist normal. Ich überlege heute Mittag zu entfliehen und shoppen zu gehen. Vielleicht bleibe ich aber auch einfach da und lerne sie kennen.

Meine Gewichtsabnahme funktioniert ganz gut. Innerhalb von 3 Tagen von 57.3 kg auf 55.8 kg. Wenn es so weiter geht schaffe ich vielleicht mein Januarziel. 52.x kg. Aber dazu brauche auf jeden Fall Disziplin. Ich will heute noch Joggen gehen.

Meine Ärztin ist wieder da und sie versucht meine Betreuerin zu erreichen, weil wir gerne ein Gespräch zu dritt führen würden. Ich hoffe ich bekomme heute noch Bescheid. Was ich mir außerdem für heute erhofft habe ist, dass die Fäden rauskommen. Sie wachsen schon ein bisschen ein und das macht ja nur das Ziehen kompliziert.

Meine Mutter kommt mit zum Shoppen. Das freut mich, denn sie ist immer eine gute Beraterin was mir steht und was nicht. Und gemeinsam zu shoppen macht auch viel mehr Spaß.

Mehr gibt es nicht zu berichten. Zum Schreiben fehlt mir der Elan. Ich muss jetzt einfach schauen was auf mich zu kommt. Hoffen wir das Beste!

Sie hat den Rauch reingelassen.

Und wer ist die Einzige, die jetzt hellwach ist? Richtig: ich bin das.

Ich habe mir jetzt ein Wasser geben lassen und sitze im weihnachtlich leuchtenden Wohnzimmer oder wenn man so möchte Aufenthaltsraum. Kaum zu glauben, dass in einer Woche schon Weihnachten ist.

Die Nachtschwester hat meine neue Zimmernachbarin rund laufen lassen und seitdem ist nicht mehr an Schlaf zu denken. Ich hatte erst vor mich zu wiegen heute. Aber das passt nicht in meine Wochenendplanung, von daher trinke ich jetzt guten Gewissens Wasser und entspanne mich. Die Zahl ist unwichtig. Überhaupt Zahlen wie Schritte, Gewicht, Stockwerke, ein oder zwei Brote: ich will intuitiv leben.

Was aber ist „die Wochenendplanung“?

Ich bin ja gestern aus der Geschlossenen zurück gekommen und habe entsprechend reduzierten Ausgang. Drum habe ich mir vorgenommen, dass ich mich der Ruhe und Entspannung und Achtsamkeit widme. Ich will los lassen. Kraft tanken. In mir ankommen und dieser Plan fühlt sich genau richtig an.

Lesen. Besuch bekommen. Musik hören. Ausruhen. Alles etwas reduziert. Alles etwas ruhiger und weniger verbissen. So habe ich den Inaktivitätsalarm meiner Uhr ausgeschaltet, das Stockwerke-Ziel reduziert und innerlich eine ganz andere Haltung angenommen.

Ja. Die Nachtwache ist wieder mal übers Ziel rausgeschossen (lautstark, mitten in der Nacht, unverschämt etc. wenn auch nicht zu mir). Ich glaube, dass sie selbst Probleme hat.

Aber mich führt es immerhin zu diesem Eintrag hier, den ich ziemlich wichtig finde. Weil er ein wunderschöner Start ins Wochenende ist und weil er mich an meine Vorhaben und Ziele erinnert!

Ich darf wieder auf die Offene

Die Visite war bei mir (als vorletzte) und die Station oben weiß schon Bescheid, ich darf wieder hoch auf die Offene. Obwohl Freitag und damit „vor dem Wochenende“ ist. Ehrlich gesagt erleichtert es mir das sogar. Weil da niemand was von mir an Therapie erwartet und ich in Ruhe wieder ankommen kann.

Ich hoffe, dass mein Platz oben noch frei ist und die Pflege meinen Schrank noch nicht ausgeräumt hat. Ich würde gerne wieder einfach zurückkehren. Aktuell warte ich, dass ich abgeholt oder gebracht werde. Ich freue mich aufs Duschen. Ich stinke wie ein Bär.

Es geht mir gut. Es war eine Schockbehandlung. Aber die suizidalen Impulse hat sie vertrieben. Gut so. Mir ist als habe einfach der Persönlichkeitsanteil gewechselt. Denn es geht mir gut. Ich bin nur aufgeregt wegen des Umzugs jetzt wieder und stand unter Druck weil ich in Unsicherheit war, ob ich hoch darf.

Jetzt aber liegen alle meine Sachen auf meinem Bett, bereit zum Mitnehmen in den Aufzug um, zwei Stockwerke hoch gefahren, wieder in mein Zimmer gefahren zu werden.

Ich warte schon den ganzen Morgen auf diesen Moment, da machen die Minuten/Stunden jetzt auch nichts mehr aus. Geduld ist aber einfach nicht meine Stärke.

Aber ich weiß jetzt, dass alles gut wird. Weil ich wieder hoch darf.

Das ist wie Heimkehren… so schön! 🍀