„Sie haben die falsche Einstellung!“

Seit etwa fünf Uhr bin ich auf den Beinen. Ich sitze nun im Aufenthaltsraum, trinke Tee und Kaffee und bin noch immer geplättet von der Visite gestern. Die Ärztin ließ mich rund laufen und hielt mir vor ich habe die falsche Einstellung, weil ich mir das Raclette-Essen als jahrelang Essgestörte nicht vorstellen konnte. Seit dem hungere ich, um vorsorglich abzunehmen. Das klappt auch super: 1.3 kg in 6 Tagen. Damit bin ich zufrieden.

„Falsche Einstellung“, „Sie müssen nur wollen“, solche Dinge warf sie mir an den Kopf und ich bräuchte ein großes Ziel. In die WG zurück zu wollen sei zu klein als Ziel und sie warf all unsere Arbeit mit den Betreuern in der WG über den Haufen. Das tat mir so sehr weh, dass ich schrecklich lange und viel geweint habe. Was sie auch wieder falsch fand. Sie machte mich lange Minuten lang richtig fertig.

Fazit: ich fühle mich nicht ernst genommen und ich muss zum Raclette Essen dazu. Sie sagte ich könne mich ja 10 Minuten ohne was zu essen dazu setzen und dann auf mein Zimmer gehen. Na ja, wenn ich das schaffe? Aber sie meint ich muss nur wollen und an mich glauben und zu weinen oder gekränkt zu sein, sei ebenfalls die falsche Einstellung. Puh!

Ich nehme das jetzt so an und versuche zu wollen. Aber ehrlich gesagt will ich noch immer nur eines wirklich und das ist sterben. Das habe ich ihr nicht sagen können vor lauter Tränen. Aber wenn es soweit ist, wird sie es schon merken!

Das war ein richtig heftiger Einlauf. Geredet habe ich danach trotz heftiger Tränen und vieler Gesprächsangebote von der Pflege, die von nichts davon weiß, nur mit meinem Vater. Wenn sie alles als die falsche Einstellung sieht (was verwundert, weil ich bislang jedes Mal gelobt wurde), muss ich mich wieder in mir zurückziehen und für mich alleine kämpfen. Auch wenn selbst das wahrscheinlich wieder falsch ist.

Gestern hatte ich das Gefühl alles ist falsch. Vor allem ich!

7 Gedanken zu “„Sie haben die falsche Einstellung!“

  1. Hatte wohl einen schlechten Tag. So einfach funktioniert die Welt ja leider nicht, mit einem ‚Sie müssen nur wollen’… Da hätte sie auch sagen können ‚Stellen Sie sich nicht so an.‘
    Als würdest du nicht gesund werden wollen und als wäre das so einfach, ganz hilfreiche Tipps!!

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  2. Ärztinnen und Ärzte sind manchmal wirklich „menschlich dumm“ und kalt und haben teils überhaupt keine Ahnung, was sie so alles zertrümmern können mit ihren „Ratschlägen“, die ja in Deinem Fall eine echte Prügelorgie waren. Als ob Du mal eben so die „Einstellung“ ändern könntest …
    Ich hoffe, Du kannst ein schönes Wochenende verbringen!
    Herzliche Grüße
    Agnes

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  3. Es ist unverantwortlich und gemein, wenn die Ärztin so mit dir umgeht. Denn deine Ängste haben ja einen Hintergrund und die sind erst zu nehmen. Deine Gefühle sind in Ordnung. Das Verhalten der Ärztin war es nicht. Vielleicht kann dir jemand helfen bei dem Essen? Dass du einen Plan entwirfst, wie das Essen vor sich gehen könnte, damit du dich (einigermaßen) wohl fühlen kannst. Ist das möglich?
    Ich wünsche dir alles, alles Gute und viel Kraft.
    Liebe Grüße
    „Benita“

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    1. Vielen Dank Benita ❤ danke für deine Worte. Ich kann das Essen mit meiner Betreuerin besprechen wenn sie mich aus der Klinik dazu abholt am Mittwoch. Das werde ich machen, guter Gedanke von dir. Es ist dann zwar erst kurz davor, aber immerhin! Alles Liebe Fräulein Voni

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